Mehr existenziell denn poetisch: "Still lifes from our apartment" aus der Fotoserie der rumänischen Künstlerinnengruppe h.arta

 

Foto: Galerie Dana Charkasi

Wien - Es kommt nicht allzu oft vor, dass Arbeiten Bruno Gironcolis in Gruppenausstellungen zu sehen sind. Die vom portugiesischen Künstler Hugo Canoilas zusammengestellte Schau versammelt gleich drei seiner Arbeiten.

Mit den Videoperformances von Michaela Moscouw, die die (eigene) Körperwahrnehmung erkundet und verwirrt, haben jedoch weder Gironcolis Zeichnungen noch die vergoldete Blattähre viel gemein. Ihre Arbeiten erweisen sich in der Ausstellung dennoch nicht als Gegensatzpaare. Das hängt damit zusammen, dass man - dem kuratorischen Konzept folgend - nicht nach Gemeinsamen suchen soll. Das Leben bildet, so Canoilas, "eine Gemeinschaft nicht verhandelbarer Unterschiede" zwischen den Künstlern.

Ausgehend von der Annahme, das Leben inspiriere die versammelten künstlerischen Arbeiten, sind nicht nur die künstlerischen Zugänge sehr verschieden, sondern auch die Geschichten, auf denen jede einzelne Arbeit basiert: Die Installation Baby's Scream von Fernando Mesquita geht etwa auf die Rolle des Künstlers als Vater und Rotweintrinker zurück, und die den Aktionen von Tamás St. Auby zugrunde liegende Geschichte beginnt im Ungarn der 1960er-Jahre: Um die Behörden wegen des herrschenden Radioverbots zu ärgern, wurden Ziegelsteine so verpackt, dass sie versteckten Radios glichen. Die Polizei konfiszierte sie, schleppte allerdings anstelle von Radios nur schwere Ziegel.

In der Ausstellung erinnert ein "Aktionsobjekt" von St. Auby an diese Geschichte, während eine Videoperformance auch sein späteres Leben im Exil thematisiert. Jenseits poetischer Lebensaspekte hat ihn dort vor allem die Sicherung seiner Existenz interessiert.

Auch die Künstlerinnengruppe h.arta bleibt nah dran an der Lebensrealität. Still lifes from our apartment heißt ihre Fotoserie, auf der man zwischen Büchern und einer Rechnung auch einen Notebook sieht: Der Bildschirm offenbart ihre Suche nach Künstlerstipendien. (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 18. 11. 2010)