Was ist Film - Peter Kubelkas Zyklisches Programm im Österreichischen Filmmuseum
Hrsg. von Stefan Grissemann, Alexander Horwath, Regina Schlagnitweit
Mit Texten von Harry Tomicek, Stefan Grissemann, Thomas Korschil und einem Gespräch mit Peter Kubelka
Österreichisches Filmmuseum/SYNEMA - Gesellschaft für Film und Medien
Wien 2010, 208 Seiten, ca. 200 Abbildungen

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Seit 1996 haben Besucher des Österreichischen Filmmuseum in Wien dienstags die Möglichkeit unter idealen Bedingungen, nämlich im Dunkel des Kinos, 300 Beispiele für das Medium Film als eigenständige Kunstgattung zu erleben. Ein Angebot, das seitdem von Filminteressierten ebenso wie von aktiven Filmemachern wahrgenommen wird. 63 Programme sind es, die Peter Kubelka, seines Zeichens Filmemacher, Kulturhistoriker und Musiker, für den Programmzyklus "Was ist Film" vor allem aus nicht-narrativen Filmen destilliert hat. Von der in Form von Diapositiven projizierten "Chronophotographie" Étienne-Jules Mareys und den Filmen der Gebrüder Lumière über zahlreiche Arbeiten von Stan Brakhage und Jonas Mekas bis zu Kubelkas eigenen Werken wird der Bogen gespannt, Spielfilme bleiben auf einige russische Beispiele, Fassbinders "Katzelmacher" und mehreren Werken Carl Theodor Dreyers beschränkt.

"Die Werke sollen als Argumente und Beispiele stehen, für sich", lässt Kubelka in einem Gespräch mit Stefan Grissemann, das im nun zum Zyklus erschienen Buch als Einleitung fungiert, keinen Zweifel an seiner grundsätzlichen Skepsis gegenüber dem Versuch einer schriftlich fixierten Kommentierung seines Versuchs, Filmkunst als konkrete Kinoerfahrung anzubieten. Es wäre nicht Kubelka, wenn er nicht im Widerspruch erst recht Einsichten liefern würde, die seine Sicht aufs Kino interessant machen.

Als kenntnisreiche Denkanstöße für eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dem Medium Film erweisen sich dann auch die Programmtexte im Hauptteil des Buchs, die auf jenen Foyertexten basieren, die Harry Tomicek, Stefan Grissemann und Thomas Korschil ursprünglich 2005 bis 2007 verfasst haben. Keine abschließenden Urteile, sondern assoziationsreiche, vom Filmerlebnis geprägte Lesarten werden hier angeboten.

Sinnliches Erleben der Filme, wenn nicht auf kinematografischer, so doch auf visueller Ebene ermöglichen die rund 200 Abbildungen, bei denen es sich zum Großteil um sonst kaum zugängliche Einzelkader und Bildfolgen handelt. "Was ist Film" ist damit in Buchform kaum weniger exemplarisch als der Filmzyklus selbst. Ein Programmzyklus, der wie das Buch immer wieder zum Einsteigen, zur erneuten Beschäftigung mit Filmen einlädt, die Kubelka eben nicht als "Experimentalfilme" etikettiert wissen will: "Ich liebe Film, ich mache Filme, normale Filme. Andere machen Kommerzfilme. So gesehen sind alle Arbeiten, die im Zyklus laufen, normale Filme: Werke, die nicht verstümmelt sind von Geschäftsinteressen." (glicka, derStandard.at, 17. November 2010)

 derStandard.at/Kultur verlost fünf Exemplare.

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