Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat am Montag am Firmensitz in Palo vorgestellt, wie die Nutzer der Freundesplattform künftig miteinander kommunizieren werden. E-Mail sei viel zu langsam und viel zu formell. Der Webmensch von heute braucht seiner Auffassung nach mehr. Der neue Facebook-Kommunikationsdienst, über den in den Medien und Foren schon in der Vorwoche spekuliert worden war, will E-Mail, SMS, Chat und Facebook-Message miteinander verbinden.
Handy, Chat oder konventionell mit einer Mail
Wenn die Nutzer eine Nachricht an ihre Facebook-Adresse geschickt bekommen, kann darauf via Handy, Chat oder konventionell mit einer Mail antworten. Ziel ist, dass die Nachricht so schnell wie möglich zum Empfänger kommt, ohne dass dieser darüber nachdenken muss, wohin und wie er antworten muss. Die Zeit, die man „mit sinnlosen Zahlen- und Buchstabenkombination verbringen" müsse, also Telefonnummern und Instant-Messanger-Adressen, gehe zu Ende, sagte Zuckerberg.
Ordnung
Die Messages sollen nach Konversationen geordnet sein. Der Benutzer sieht also immer genau, was er seinen Freunden und Kollegen schon geschrieben hat. Zuckerberg kündigte auch an, dass der Dienst die Informationen aus dem sozialen Umfeld verwenden wird, um Nachrichten von engen Kontakten zu priorisieren und Spam auszusortieren.
@facebook.com
Auf Wunsch kann sich jeder Facebook-Kunde, zunächst nur in den USA, später weltweit, eine eigene E-Mailadresse geben lassen, die auf @facebook.com endet. Mit diesem E-Mailkonto kann der Facebook-Kunde dann mit jeder anderen E-Mailadresse kommunizieren. Bislang war es nur möglich, innerhalb seines Facebook-Freundeskreises Nachrichten zu versenden. Der Facebook-Gründer kündigte an, dass der neue Messaging-Dienst im Laufe der nächsten Wochen und Monate gestartet werden solle.
Zeit ist (Werbe-)Geld
Eins will der neue Facebook nicht sein, beteuert Zuckerberg: „Das ist kein E-Mail-Killer. Niemand wird jetzt seinen Yahoo- oder Google-Account aufgeben." Auch wenn er es nicht ausspricht, steckt dahinter doch auch die Absicht, die bereits 500 Millionen Facebook-Nutzer davon abzuhalten, sporadisch in andere E-Mail-Programme wie Google-Mail, Hotmail oder Yahoo-Mail zu wechseln. Damit erhöht er die Zeit, die auf seinen Seiten verbracht wird - und senkt die Zeit, die die Konkurrenten bekommen.
Denn schließlich geht es um das Geschäft mit Online-Werbung. Eingeblendete Werbung sieht ein Web-Surfer nur dann, wenn er auf einer Seite bleibt. Schon jetzt verbringen Surfer auf der Freundesplattform mehr Zeit als auf sämtlichen Google-Seiten. (kat, DER STANDARD Printausgabe 16. November 2010)