Sinnlose Posen: Martin Gostner dividiert einander Liebkosende auseinander.

Foto: Galerie Bleich-Rossi
Von Platon wissen wir, dass die Menschen zunächst zweigeschlechtlich waren. Doch die Geschichte jener idealen und also kugeligen Grundform verlief tragisch. Von Götterhand geteilt, erhielt der Mensch sein heutiges Erscheinungsbild und war fortan zwanghaft bemüht, zu seinem Teil das dazu passende Pendant zu finden. Von solcher Grundneurose lebt auch die Pornoindustrie. Dass deren Produkte aber nur Vorspiegelungen der gemeinschaftlichen Vorspiegelung bietet, zeigt Martin Gostner. Er hat sich zeichnend hier mit Vorlagen versorgt, die Kombattanten wieder angekleidet, verdreht und unsensibel voneinander weit getrennt. So machen die pathetisch aufgemotzten Posen, die Mimik der sich ehemals Vereinigenden keinen Sinn mehr, erinnern ans Schattenboxen oder an Gebetverrichtungen. Münder sind nur noch wie zum Gähnen oder Schreien offen, weit heraushängende Zunge erscheint als Kinderei. (trag, DER STANDARD, Printausgabe vom 5.5.2003))