Nürnberg - Die Stadt Nürnberg gewährt der iranischen Autorin Mansoureh Shojaee für mindestens ein Jahr Zuflucht. Die in ihrer Heimat bedrohte Schriftstellerin und Frauenrechtlerin könne von Jänner an in Franken leben und arbeiten, teilte die Stadt Nürnberg am Freitag mit. Die Aufnahme erfolgt im Rahmen des Programms "Writers in Exile" der Schriftstellervereinigung P.E.N.-Zentrum Deutschland.

Shojaee hält sich derzeit auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung in Deutschland auf. Eine Rückkehr in den Iran wäre für sie lebensgefährlich, betonte Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg, in einer Mitteilung. Die 52- Jährige Shojaee weise mit ihren kritischen Texten immer wieder auf Verletzungen der Frauenrechte im Iran hin.

Ohne Haftbefehl im Evin-Gefängnis

Als enge Vertraute der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi habe Shojaee mit der Kampagne "Eine Million Unterschriften für die Frauenrechte" über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus Bekanntheit erlangt. Mit ihrem Engagement habe sie immer wieder den Unmut des iranischen Regimes auf sich gezogen. Ende Dezember 2009 kam sie den Angaben zufolge bereits zum dritten Mal in Haft und saß ohne Haftbefehl einen Monat im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis. Bereits zuvor verbrachte sie viele Monate in einer Art offenem Hausarrest.

Der P.E.N.-Verband begeht am kommenden Montag den "Tag des Schriftstellers in Haft" um auf das Schicksal von SchriftstellerInnen, JournalistInnen und VerlegerInnen aufmerksam zu machen. Laut dem "Writers-in-Prison"-Komitee wurden im ersten Halbjahr 2010 weltweit 587 AutorInnen getötet, entführt, vertrieben, verprügelt oder eingesperrt. Mindestens 25 von ihnen wurden ermordet, von zehn verlor sich jede Spur. (APA)