Am Badeschiff (2 Hauben) erfinden Christian Petz und Geri Ecker den Spaß am Essen neu.

Foto: STANDARD/Corn

Wien - Der am Mittwochabend präsentierte Restaurantführer für 2011 von Gault Millau konnte nur marginale Veränderungen an der Spitze heimischer Kochkunst registrieren - mit den Brüdern Obauer, dem Steirereck, dem Taubenkobel und Johanna Maiers Hubertus führen schon seit Jahren (oder Jahrzehnten?) dieselben üblichen Verdächtigen das Ranking des bekannten Guides an. Möglich, dass mit den in Wien anstehenden Neueröffnungen Bewegung in die Spitze kommt.

Dafür konnten die Tester in den Eingeweiden der Restaurantszene beachtliche Entdeckungen heben. Zahlreiche Restaurants mit frischen Konzepten und jugendlichem Auftreten, die bislang eher keinen Platz im GM-Ranking hatten, finden sich mit beachtlichen Wertungen wieder. So darf sich Christian Petz, der in Geri Eckers Badeschiff am Wiener Donaukanal eine entspannte, inspirierte und konkurrenzlos günstig kalkulierte Kreativküche präsentiert, über zwei Hauben freuen. In ihrem Holy Moly sitzt man auf selbstgezimmerten Bankerln mit Kanalblick und genießt richtig zeitgemäßes Essen.

Aubergine, Schon Schön

Auch das unprätentiöse, frankophile Weinbistro Aubergine in der Innenstadt wurde aufgewertet, ebenso das Schon Schön in Wien-Neubau, wo an einer gemeinsamen Tafel durchaus feingliedrig gespeist werden kann. Erfreulich, dass auch spannende Ethno-Küchen wie das portugiesische A Barraca (1010 Wien) und eigensinnige Landgasthäuser wie der (ziemlich zerlemperte) Adler in Hohenems für ihre konsistent gute, erfrischend andere Küche mit Hauben belohnt wurden.

Auffällig ist die anhaltend hohe Dichte und das stetige Nachrücken von unten in der Tiroler Edelgastronomie. Von den 24 besten Restaurants des Landes (drei bis vier Hauben) befinden sich mittlerweile sieben in Tirol, fünf in Salzburg, je drei in Wien und Kärnten, zwei in Niederösterreich und jeweils eines in Vorarlberg, Oberösterreich und im Burgenland.

Als Auf- und Einsteiger des Jahres dürfen sich Erwin Windhaber vom Restaurant Nigl im Kremstal (15/20, zwei Hauben) und Gerhard Janscha vom Bacchant im entlegenen Dorf an der Pram (Oberösterreich) fühlen. Janscha erkochte auf Anhieb 16 von 20 Punkten und zwei Hauben. (corti; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.11.2010)