Das italienische Polit-Kauderwelsch hält für jedes Szenario einen geeigneten Begriff bereit. "Crisi al buio" (Krise im Dunklen) nennt sich eine Regierungskrise mit ungewissem Ausgang - wie jene, die das römische Parlament in diesen Wochen lähmt. Wie die Krise endet, scheint aber unbestritten: Am Sturz Silvio Berlusconis führt kein Weg vorbei. Offen bleibt, wann und unter welchen Bedingungen der Premier sein Amt abgeben muss.

Selbst die Bischofskonferenz zeigt sich ernüchtert über Streitsucht und Kurzsichtigkeit - vergebens. Italiens verkommene Politik steckt tief in der Sackgasse. Täglich liegen sich im Fernsehen die ewig gleichen Politiker in den Haaren und warten schon darauf, in den nächsten Wahlkampf zu ziehen. Nur ein Rückzug Berlusconis könnte die Politik so entgiften, dass sie wieder zu normalen Umgangstönen finden kann. Doch der Premier ("Es gibt keinen Besseren als mich" ) will erneut Spitzenkandidat sein. Seiner Regierungspartei PDL, in der es keinen einzigen von der Basis gewählten Ortsvorsitzenden gibt, droht freilich die Implosion.

Italien kann sich kein weiteres politisches Dauerchaos leisten. Viele Medien des Landes bemühen in diesen Tagen einen Vergleich: Der Einsturz des Hauses der Gladiatoren in Pompeji vor wenigen Tagen, den Staatspräsident Giorgio Napolitano als "Schande für Italien" brandmarkt, sei nur eine "Metapher" für ein Land, dem ständig der Absturz drohe. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2010)