William Kentridge in einem "Self-Portrait [Testing the Library]" (1998), aktuell in der Albertina zu sehen (www.albertina.at)
Foto: Albertina / Marian Goodman Gallery, New York

Kyoto - Der japanische Arzt und Stammzellpionier Yamanaka Shinya, der südafrikanische Künstler William Kentridge und der ungarische Mathematiker László Lovász haben am Mittwoch den diesjährigen Kyoto-Preis für ihr Lebenswerk erhalten. Bei einer feierlichen Zeremonie in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto nahmen die drei Geehrten im Beisein von Mitgliedern der japanischen Kaiserfamilie sowie mehr als tausend Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur aus aller Welt die mit 50 Millionen Yen (rund 450.000 Euro) dotierte Auszeichnung entgegen.

Kentridges Werke zeichnen sich nach Ansicht des Preis-Komitees durch die Kombination traditioneller Zeichnungen mit neuen Medien aus. Der südafrikanische Künstler und Regisseur setze darin etwa Kohle-Zeichnungen zu Videoproduktionen zusammen. In seinen Werken reflektiere der 55-Jährige vor allem die Kultur Südafrikas und gebe gleichzeitig tiefe Einblicke in die menschliche Existenz. Bis 30. Jänner ist in der Wiener Albertina eine große Ausstellung mit Werken von William Kentridge zu sehen.

Yamanaka erhielt die Auszeichnung für seine Erfolge in der Stammzellforschung. Zusammen mit seinem Team hatte der Japaner ausgewachsene Zellen so zurückprogrammiert, dass sie embryonalen Stammzellen gleichen. Dies sei ein "enormer Fortschritt auf dem Gebiet der regenerativen Medizin", urteilte das Preis- Komitee. Bei der Herstellung dieser sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) müssen keine Embryonen zerstört werden, wie es zur Gewinnung embryonaler Stammzellen nötig ist.

Lovász hat sich nach Ansicht des Preis-Komitees durch "herausragende Beiträge" um die mathematischen Wissenschaften verdient gemacht. In seiner Forschungsarbeit habe der 62-Jährige eine Verbindung zwischen den verschiedenen Disziplinen der Mathematik hergestellt.

Den Laureaten wurde in einer Zeremonie neben dem Preisgeld ein Diplom und die Kyoto-Preis-Medaille überreicht. Der 1984 von Kazuo Inamori, dem Gründer des japanischen Technologie-Konzerns Kyocera, ins Leben gerufene Kyoto-Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen in Kultur und Wissenschaft. Er wird alljährlich durch die Inamori-Stiftung vergeben.

Der Preis würdigt das Lebenswerk von Persönlichkeiten, die sich mit herausragenden Leistungen in ihrem Bereich verdient gemacht haben. Die Auszeichnung wird in den drei Kategorien Kunst und Philosophie, Hochtechnologie sowie Grundlagenforschung vergeben. Unter anderem erhielten in den vergangenen Jahren die Choreographin Pina Bausch, der Philosoph Jürgen Habermas, der österreichische Musiker und Dirigent Nikolaus Harnoncourt sowie die Primatenforscherin Jane Goodall den Preis. (APA)