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Die um viel Geld gebaute Privat-Uni auf Wiens Kahlenberg sucht Studenten und fordert offene Zahlungen vom Sponsor ein.

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Wien - Die Wirtschaftskrise hat nun auch den Wiener Kahlenberg erfasst, genauer die dortige Modul University Vienna (MU Vienna). Die 2007 eröffnete Privat-Uni mit Schwerpunkt Tourismus (Arbeitssprache der 260 Studenten ist Englisch) wurde mit Hilfe der Stadt Wien errichtet. Eigentümer ist die Modul University Vienna GmbH, die zu 90 Prozent der Wirtschaftskammer Wien, zu zehn Prozent Mohamed Al Jaber gehört.

Aber: Scheich Al Jaber hat zuletzt seine Verpflichtungen nicht erfüllt. Im fünf Jahre geltenden Vertrag mit der Wirtschaftskammer hat er sich verpflichtet, Studenten vor allem aus dem arabischen Raum nach Wien zu bringen - und deren Studium zu zahlen. Ein Bachelor-Studium kostet 25. 000 Euro, der Master 28.000 Euro. Al Jaber ist, wie berichtet, an Luxushotels beteiligt und an der krisengeschüttelten Skifabrik Kneissl. Ein AUA-Engagement kam nicht zustande.

Im ersten MU-University-Jahr (2008/2009) unterstützte Al Jaber zwar nicht wie vertraglich vereinbart 30 Studenten, dafür aber im zweiten Jahr mehr als die vereinbarten 15; in Summe ging sich das Geschäft also aus. Aber: Heuer hat Jaber noch keinen einzigen Studenten gebracht. Die für diese Angelegenheit zuständige Londoner MBI Al Jaber Foundation hat beschlossen, heuer keine Stipendien für MU-Studenten zu zahlen. In Euro macht das (gerechnet auf 15 Stipendiate und je drei Jahre) einen Fehlbetrag von 375.000 Euro.

Al Jaber wird gebraucht

Die Wirtschaftskammer Wien besteht darauf, dass Al Jaber diesen Betrag nachzahlt, einschlägige Gespräche laufen - wiewohl man nach außenhin beruhigend auftritt. Die Präsidentin der Wiener Kammer, Brigitte Jank: "Unsere Kooperation mit Al Jaber war bis zu Beginn der Wirtschaftskrise ausgezeichnet. Wir wollen auch jetzt die Türe zu Al Jaber nicht zuschlagen, der arabische Raum ist sehr wichtig für uns. Daher sind wir dabei, einen neuen Vertrag mit ihm auszuhandeln." Geplant seien längere Laufzeit und geringere Stipendienzahl.

Al Jabers Sprecher, Karim Jalloul, bestätigt, dass Al Jaber seinem Vertrag "hinterher hinkt", deswegen gebe es nun eben neue Verhandlungen. Der Scheich habe in Summe 1,7 Mio. Euro in die Uni investiert, "aber die Dinge ändern sich, die letzten drei Jahre waren nicht rosig. Und man hat auch nicht genug Studenten gefunden, die den hohen Anforderungen einer Privatuni entsprachen. Immerhin haben wir bei Null begonnen und eine Uni mit hervorragendem Ruf begründet." Was Jank genauso sieht, weswegen ein Ausstieg Al Jabers kein Thema sei.

Ein Ausstieg des Sponsors brächte wohl auch zusätzliche Turbulenzen. Denn die Lage der jungen Privatuni ist nicht berauschend. Im Jahr 2008/2009 lag das Eigenkapital der MU Vienna GmbH mit 475.000 Euro im Minus, der Bilanzverlust betrug (nach 3,5 Mio.) 514.000 Euro. Trotz negativem Eigenkapital lag "keine Überschuldung vor, durch wiederholte Zuschüsse der Wirtschaftskammer Wien ist der Fortbestand des Unternehmens gewährleistet", heißt es in der Bilanz. Vor allem die Personalkosten der Uni sind hoch, musste man doch viele der 40 Lehrenden im In- und Ausland abwerben; 20 von ihnen sind angestellt, die anderen werden jeweils eingeflogen.

Bis 2015 soll die Uni zwar aus den roten Zahlen sein, im Grunde irritieren die Verluste Wirtschaftskammer-Chefin Jank aber nicht. "Unsere Bildungseinrichtungen sind nicht primär gewinnorientiert. Ziel der Wirtschaft sind bestausgebildete Menschen; und für deren Ausbildung sorgen wir." (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2010)