Wien - "Ganz ohne Preis nach Hause zu gehen, ist Scheiße", meinte Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann am gestrigen Montagabend im Verlauf der elften Nestroy-Preisverleihung, die erstmals im Haus am Ring stattfand. Hartmann hatte allerdings keinen Grund zur Klage, konnte er doch nicht nur selbst den "Spezialpreis" entgegennehmen, den ihm die Nestroy-Akademie für seine "öffentlichen Proben" von "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi im Burgtheater-Kasino zuerkannt hatte. Seine Bühne ließ in der ersten Saison seiner Direktion der Konkurrenz schlichtweg keine Chance. Kein einziger Preis ging an diesem Abend an Josefstadt, Volkstheater oder eine der anderen Bühnen des Landes.

Dennoch gab es einige Überraschungen. Zwar wurde die Grande Dame Kirsten Dene erwartungsgemäß endlich als beste Schauspielerin ausgezeichnet, so setzte sich bei den Kollegen Martin Wuttke gegen Klaus Maria Brandauer und Ignaz Kirchner durch, bedankte sich für den "schönen Willkommensgruß" nach seiner ersten Wiener Saison und versprach: "So schnell werdet ihr mich hier nicht mehr los."

Die größte Überraschung erlebte jedoch Paulus Manker, der von Moderator Peter Simonischek schon als Laudator für Martina Stilp als "Pfefferschote in der Wiener Theatersuppe" angekündigt worden war: Der zum zweiten Mal vergebene Publikumspreis ging an das Enfant terrible

Der Nestroy für die beste Regie ging an den lettischen Regisseur Alvis Hermanis für "Eine Familie" im Akademietheater, der Autorenpreis an Kathrin Röggla für "worst case". Die Beste Ausstattung lieferte Johannes Schütz für "Das Begräbnis" von Thomas Vinterberg. Bester Nachwuchs wurde Sarah Viktoria Frick mit verschiedenen Rollen in "Adam Geist" von Dea Loher im Akademietheater. Zur besten deutschsprachigen Aufführung wählte die Jury "Volpone" von Ben Jonson in der Regie von Werner Düggelin (Schauspielhaus Zürich).

Der Nestroy für die beste Nebenrolle ging an Johann Adam Oest für verschiedene Rollen in "Der goldene Drache" von Roland Schimmelpfennig im Akademietheater. (APA/red)