Moskau - Der bekannte russische Journalist Oleg Kaschin (30) ist vor seiner Wohnung in Moskau von Unbekannten brutal zusammengeschlagen worden. Bürgerrechtler und der Journalistenverband sowie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigten sich entsetzt und forderten eine schnelle Aufklärung. Der Reporter der Zeitung "Kommersant" hatte sich immer wieder kritisch mit Demokratiemängeln in Russland auseinandergesetzt.

Kaschin sei schwer verletzt in ein künstliches Koma versetzt worden, sagte ein Kliniksprecher am Samstag nach Angaben der Agentur Interfax. Generalstaatsanwalt Juri Tschaika leitete ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes ein.

Notoperation

"Dieses ungeheure Verbrechen hängt klar mit seinem Beruf zusammen", sagte "Kommersant"-Chefredakteur Michail Michajlin. Mindestens zwei Angreifer hätten Kaschin in der Nacht auf Samstag aufgelauert und ihm nach ersten Untersuchungen unter anderem den Kiefer und beide Beine gebrochen sowie innere Verletzungen zugefügt. Der Journalist sei notoperiert worden. "Solange bei uns Journalisten eingeschüchtert und verprügelt werden, solange ist Russland weder ein Rechtsstaat noch demokratisch", sagte die Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe, Ljudmila Alexejewa (83). Auch der Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin zeigte sich empört.

In Russland waren in den vergangenen Jahren immer wieder Journalisten attackiert oder sogar getötet worden. Als bekanntester Fall gilt der Mord an der Kreml-kritischen Reporterin Anna Politkowskaja, die 2006 von Unbekannten erschossen worden war. (APA/dpa)