Hannes Androsch ist so etwas wie ein personifiziertes Fanal für die rot-schwarze Regierung - repräsentiert der Initiator des Bildungsvolksbegehrens als Vizekanzler der Kreisky-Ära doch eine vergangene Zeit, in der Bildungspolitik noch als zentraler Eckpfeiler einer emanzipatorischen Zukunftspolitik galt. Dieser Selbstanspruch ist der jetzigen Regierungsspitze fremd.

Familienbeihilfe für Studenten bis 24 reicht? Ja, aber nur, wenn man glaubt: Ein bisserl weniger Bildung tut's auch.

Existenzgefährdende Budgetzumutungen für Unis und Flaggschiffe wie die Akademie der Wissenschaften? Politische Unfähigkeit, die Bedeutung von Grundlagenforschung für die Zukunft eines Landes zu erkennen, oder Ausdruck tief sitzender Bildungs- und Wissenschaftsfeindlichkeit, die sich in kleingeistiger Kleinkrämerei äußert.

Die drohende, freiwillige Selbstentmächtigung des Bundes im Schulbereich? Nur ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig dieser Regierung das Politikfeld Bildung ist. So wichtig nämlich, dass es die Länder gern haben können (und sei es nur als "Gegengeschäft" für die Spitäler).

Das ist praktizierte Gegenaufklärung durch die Politik. Wie schrieb Max Weber einst über Politik als Beruf? "Die Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich." Das Bohren von unsinnigen Löchern in irgendwelche Berge - Motto: Tunnels statt Thinktanks - hat er nicht gemeint. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.11.2010)