Drei Dokumentationen erinnern an das Seilbahnunglück in Kaprun vor zehn Jahren.

Foto: ORF

Wien - Die Arbeit zur Kaprun-Reportage erlebte Karo Wolm als Gratwanderung: Dem Publikum brauche einerseits Dramaturgie, gleichzeitig wolle er die Gefühle Angehöriger nicht verletzen, sagt Wolm. Wie sehr darf man nachfragen, ohne alte Wunden bei Hinterbliebenen aufzureißen? Wolm sah "Bilder, die man nicht vergessen kann". Viele wollten überhaupt nicht vor die Kamera. Schmerzhafte Erfahrungen mit reißerischen Medien machten sie vorsichtig: "Sie wollten einen Schlusspunkt." Vor allem um sie ging es Wolm, um jene, die "still leiden": "Wie weh tut es einer Mutter, einem Vater, wenn sie das Ganze noch einmal drastisch hören und sehen?", habe er sich bei der Arbeit zur Menschen & Mächte-Doku "Inferno im Gletschertunnel" (Donnerstag, 21.05 Uhr) fast ständig gefragt.

Gleich drei Dokumentationen erinnern dieser Tage an das Seilbahnunglück vor zehn Jahren. Wolm schildert die Chronologie der Ereignisse und ihrer Folgen bis zum Rechtsvergleich. Gegenwärtige Aktivitäten zur Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens werden nur am Rande erwähnt.

Einer der Sicherheitsverantwortlichen bittet die Menschen um Verzeihung. Er zog sich für längere Zeit in ein Kloster zurück: im Wissen, dass "Verständnis nie eintreten wird." Zu Wort kommen ebenso Retter, Seilbahnbedienstete und Rechtsexperten, die etwa die Konstruktion der Heizlüfter sowie Sicherheitseinrichtungen der Bahn bemängeln.

Respektlosigkeit im Verfahren beklagen die Angehörigen in Kaprun: Zurück ins Leben von Andreas Gruber. In berührenden Gesprächen schildern sie die Ereignisse davor und danach (Sonntag, 23.05 Uhr).

Tags darauf reicht ATV aus der Reihe "Dokument" eine weitere Reportage nach (Montag, 22.20 Uhr). Sylvia Saringer lädt anschließend den Opferanwalt Gerhard Podovsovnik, Werner Kirnbauer, einen Opfervater, sowie den früheren Justizminister Dieter Böhmdorfer zum Gespräch. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 4.11.2010)