"A Corner in Wheat" (1909)

Foto: Filmmuseum

"Intolerance" (1916)

 

Foto: Filmmuseum

"Orphans of the Storm" (1921)

 

Foto: Filmmuseum

"The Whispering Chorus" (Cecil B. DeMille, 1917)

 

Foto: Filmmuseum / Courtesy George Eastman House Motion Picture Department Collection

"An Unseen Enemy" (1912)

 

Foto: Filmmuseum

Wien - David Wark Griffith (1875-1948) gilt als Pionier der Filmkunst und war einer der innovativsten Regisseure seiner Zeit - aber auch ideologisch zu Recht umstritten. Das Österreichische Filmmuseum widmet dem Amerikaner von Freitag, 5. November, bis 28. November mit "Revolutionär Griffith - D.W. Griffith und das Kino seiner Zeit" eine Teil-Retrospektive und konnte dafür den US-italienischen Filmhistoriker und Griffith-Forscher Paolo Cherchi Usai als Kurator verpflichten. "Er empfand sich als Revolutionär, und in vieler Hinsicht war er das auch", schreibt Usai in den Presseunterlagen über Griffith, "in seinem unbeirrbaren Glauben, dass die Kinematografie tatsächlich die Welt verändern würde."

Den Auftakt macht der Film "The Adventures of Dollie" (1908), gefolgt von "Broken Blossoms" (1919), der wie viele weitere Filme der Schau vom Klavier begleitet wird.

Entwickler der Parallelmontage

465 Filme drehte Griffith in den Jahren 1908 bis 1914 für die New Yorker Biograph Studios und setzte dabei technisch und visuell neue Maßstäbe. Er entwickelte spannungsgeladene Schnittfolgen, setzte erstmals Einstellungswechsel und Parallelmontagen ein und schuf Techniken, die noch heute typisch in Hollywood sind. "Griffith hat das moderne Kino nicht 'erfunden', ebenso wenig wie Mozart die klassische Sonate oder Joyce den 'stream of consciousness' erfand", erläutert Usai. "Doch er hatte - so wie Mozart und Joyce - die Gabe, das Kino seiner Zeit in eine vollständige Vision der Welt zu verwandeln."

Nach seiner Zeit bei den Biograph Studios gründete Griffith seine eigene Produktionsfirma, ehe er u.a. mit Charlie Chaplin die Produktionsgesellschaft "United Artist" schuf.

Kein Genre hat der US-Regisseur im Laufe seiner Karriere ausgelassen: Er drehte Literaturverfilmungen und Krimis, Romanzen und Western, Komödien und Kriegsfilme. Das Filmmuseum zeigt u.a. "A Corner in Wheat" (1909), in dem Griffith die Finanzspekulation anklagt, und "Isn't Life Wonderful" (1924) über die Armut nach dem Ersten Weltkrieg.

Peinliche Propaganda für Rassentrennung

Dass Griffith seit jeher nicht nur als innovativ, sondern auch als umstritten gilt, zeigt kein Film besser als sein dreistündiges Epos "The Birth of a Nation" (1915). Dieses ist aufgrund seiner aufwendigen, visuell ansprechenden Produktion zwar einerseits "Eckpfeiler der Filmästhetik", so Usai, aber gleichzeitig "abscheuliches (weil unverhohlen manipulatives) sowie peinliches (weil geniales) Stück Propaganda für die Rassentrennung".

Im Film behandelt der Regisseur die Ereignisse des amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 im Rahmen zweier befreundeten Familien aus dem Norden und Süden der USA. Nur ein Jahr später erschien mit "Intolerance" sein Avantgarde-Gegenstück, das aufzeigen sollte, dass das Handeln des Menschen schon immer durch Intoleranz geprägt war.

"Griffith verdient eine frische, vorurteilslose Betrachtung", appelliert Usai an das Publikum, "nicht um ihn freisprechen oder verdammen zu können, sondern um sein Vertrauen in die Macht des Kinos besser zu verstehen." Griffiths Einflüsse auf die Filmkunst sollen auch durch Arbeiten anderer Regisseure gezeigt werden - "zum Vergleich" oder "als Kontrapunkte". (APA)