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Simon Shaw, Leiter des New Yorker Impressionist Departments bei Sotheby's, vor der 68-Mio.-Dollar-Braut von Amedeo Modigliani.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Solche Gewinnmargen würden Investoren sonst wohl eher ins Land der Träume verbannen: Mit einem Einsatz von 14,64 Millionen Euro nach elf Jahren einen Profit in der Höhe von 24,92 Millionen abzugreifen - bzw. derer 2,26 Millionen jährlich - ist selbst für den prosperierenden Kunstmarkt eindrucksvoll. Im November 1999 hatte ein asiatischer Käufer für Amedeo Modiglianis auf einem Diwan lümmelnde Nackedei bei Sotheby's in New York netto 14,64 Millionen Euro gelöhnt. Dem damaligen Verkäufer versüßte die schöne Römerin den Trennungsschmerz nicht unerheblich, hatte der das Bild doch 1987 bei Drouot in Paris für netto 6,25 Millionen Euro erworben.

Wertverfall im Paradies

Den im Vorfeld abgesicherten Hauptgewinn streifte jetzt allerdings der asiatische Sammler ein. Um die 40 Millionen Dollar hatte Sotheby's die Erwartungen beziffert. Diese wurden ebenso übertroffen, wie die vom Auktionshaus erteilte Garantie: Fünf Interessenten, dem Vernehmen nach aus Asien, Europa, Russland und den USA, trieben die Gebote auf den vorläufigen Modigliani-Rekord von 68,96 Millionen Dollar.

Der neue Besitzer begehrt anonym zu bleiben. So er nicht Amerikaner ist, hat ihm die Talfahrt des Dollars in den vergangenen vier Wochen einiges erspart, wie die Differenzen belegen: mit 1,43 Millionen Euro paradiesisch für alle Europäer, gefolgt von den Briten (1,03 Mio. Euro) und den asiatischen Sammlern (Hongkong: 53.600 Euro; China: 841.000 Euro). Einzig ein russischer Käufer hätte jetzt um knapp 495.000 Euro mehr bezahlen müssen.

Die Kombination aus dem unveränderten Leitzins (0 bis 0,25 Prozent, historischer Tiefststand), dem schwachen Dollarkurs und der in den USA grassierenden Deflations-Panik dürfte einer der Faktoren für den Umsatzerfolg der diese Woche in New York abgehaltenen Auktionen gewesen sein.

Bevor das Vermögen an Wert verliert, gönnt man sich stattdessen Kunst. So dachten nachweislich einige amerikanische Sammler, auch das Monet'sche Seerosen-Epos (24,72 Mio. Dollar) wechselte in eine solche. Am Ende des Abends (2. 11.) notierte Sotheby's für 46 Verkäufe ein Total von 227,56 Millionen Dollar. Eine Marke, die Christie's (3. 11.) anderntags mit 231,43 Millionen für 67 Besitzerwechsel übertraf: Den höchsten Zuschlag erteilte man hier Gagosian Gallery, die sich wohl im Auftrag eines Kunden für ein posthum gegossenes Bronzerelief von Henri Matisse bei 48,8 Millionen Dollar durchsetzten.

Mit Spannung harren Insider nun der kommenden Woche auf dem Programm stehenden Auktionen der Sparte Contemporary & Post War. Christie's hofft im Zuge des Evening Sales (10. 11.) auf Einnahmen von 240 Millionen Dollar, Sotheby's (9. 11.) am Abend davor derer etwa 215 Millionen. (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.11.2010)