Die Windräder machten - und machen weiterhin - den biederen Netzbetreiber Bewag zum zukunftsträchtigen Stromversorger. Dem Vorstand wird es allerdings eher nicht gedankt.

Foto: Bewag

Eisenstadt - Durch die burgenländische Landeshauptstadt schwirren die Gerüchte schon länger. In der vergangenen Woche wurden sie dichter. Die für gewöhnlich sehr gut informierte regionale BVZ sah sich jedenfalls veranlasst zu munkeln, dass der Vorstand des burgenländischen Stromversorgers Bewag vor der Ablöse stünde. Vorstandsprecher Hans Lukits und sein Kollege Josef Münzenrieder könnten, statt vertragsgemäß 2012, schon im Frühjahr 2011 den Abschied nehmen.

Es könnte aber auch deutlich schneller gehen, wie der Standard aus auch für gewöhnlich gut informierten Quellen erfuhr. Demnach habe sich in der vergangenen Woche der Vorstand mit der Aufsichtsratsspitze getroffen. Und dabei sei es bereits ums Eingemachte gegangenen: die imageschonende Einvernehmlichkeit.

Der Konflikt zwischen der Bewag-Spitze und dem Mehrheitseigentümer Land Burgenland schwelt schon seit längerem. SP-Landeshauptmann Hans Niessl und der - an sich ja als "rot" geltende - General Hans Luktis sind einander, hört man, nicht wirklich hold. Unter anderem deshalb, weil der Bewag-Chef nicht nur deutlich mehr verdiene als der Landeschef, sondern dieses Gehalt auch stets als deutlich zu gering empfände.

Feuer am Dach

Die Ursachen freilich gehen tiefer und sind ernster. So wie es ausschaut, will oder kann die Bewag die von den Eigentümern ins Auge gefasste Dividende nicht bezahlen, im Budgetvorschlag des Vorstandes habe sich eine deutliche Reduktion gefunden, der Aufsichtsrat genehmigte das Budget aber nicht. Und da das zweimal hintereinander passiert wäre, sei Feuer am Dach.

Das vergangene Geschäftsjahr 2008/09 war das schwerste der Firmengeschichte. Die Finanzkrise drückte nicht nur den Stromverbrauch der industriellen Großabnehmer, sondern schlug sich auch als mittlere Katastrophe bei den vom Vorgängervorstand geerbten Cross-Border-Leasingkonstrukten zu Buche. Dazu kam, dass die Eigentümer - das Land und der niederösterreichische Energieversorger EVN - den Verkauf der Bewag-Tochter International Wind Power stoppten, sodass die "enormen Vorbereitungskosten" (Lukits) sich als Minus niederschlugen. Und für eine bis 2014 laufende 200-Millionen-Anleihe muss auch vorgesorgt werden.

Teufel komm raus

Und nun wird neuerlich investiert auf Teufel komm raus. Die Zahl der burgenländischen Windräder soll sich in Kürze verdoppeln. Irgendwie nachvollziehbar, dass das alles auch ein wenig an der Dividende knabbert.

Irgendwie aber auch nachvollziehbar ist der Unwille der Eigentümer. Vor allem das Land Burgenland - über die Landesholding gehören ihr 51 Prozent, den Rest hält die zur niederösterreichischen EVN zählende Burgenland Holding - braucht das Geld dringend. Die über die Liegenschaftsgesellschaft in die Landesholding ausgelagerten Bank-Burgenland-Schulden müssen bedient werden. Eine Reduktion der Bewag-Einnahmen von rund sechs auf kolportierte 4,2 Millionen könnten den Zahlungsplan einigermaßen durcheinanderbringen.

Schon voriges Jahr haben Hans Lukits und Josef Münzenrieder ein hartes Sparpaket angekündigt. Glaubt man Insiderinformationen, dann war es nicht hart genug. Drastisch: "Jetzt braucht es einen Figl, und dass der die berühmte Weihnachtsrede von 1945 hält." Die österreichische Version also von Churchills "Blut, Schweiß und Tränen".

Das alles, wie gesagt, unter der Bedeckung des Geschäftsgeheimnisses. Die EVN sagt: "Kein Kommentar." Das LH-Büro ergänzt: "Wir kommentieren das nicht." Und Hans Lukits lässt ausrichten: "Bis Montag ist Stillschweigen vereinbart."

Am Montag tagt in Eisenstadt der Bewag-Aufsichtsrat. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 3.11.2010)