Maßnahme gegen Lampenfieber: Orson Welles (Christian McKay) und sein Theaterstar (Ben Chaplin).

Foto: Welan

Wien - Im Jahr 1937 inszenierte Orson Welles Shakespeares Julius Caesar am Broadway als Zeitstück, das auf aktuelle politische Verblendungen des Nationalsozialismus offen Bezug nahm. Die Produktion geriet zum Triumph und belegte Welles' großes Talent noch Jahre vor Citizen Kane.

Richard Linklaters Film Me and Orson Welles erzählt nun in beschwingtem Tonfall die Making-of-Geschichte jener Produktion. Nicht der politische Aspekt interessiert ihn daran, sondern die Möglichkeit, dem Regisseur und Schauspieler bei seiner Selbsterfindung zuzusehen. Verkörpert vom Briten Christian McKay, der die dramatische Sprechweise Welles' nahezu perfekt übernimmt, ist dieser hier ein gerissener Verführer und Imperator der Kreativität - ein Künstlerbild, das Linklater waghalsig nahe am Klischee platziert.

Als Gegenbild zum jugendlichen Helden Richard (Zac Efron), der zur Truppe dazustößt und die Schattenseiten des Bühnenlebens auch in amourösen Belangen erfahren muss, bleibt das aber schlüssig: In diesem für Linklater erstaunlich klassisch abgewickelten (und romantisch überhöhten) Film ist der Glaube des Künstlers an sich selbst schon der erste Schritt zum Erfolg. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD - Printausgabe, 30./31. Oktober/1. November 2010)