Mittels Drucktechnik scharfgemachte Speerspitze, die vor 75.000 Jahren im heutigen Südafrika hergestellt wurde.

Foto: Science/AAAS

Washington - Die Art und Weise, wie der moderne Mensch Steinwerkzeuge herstellte, bestimmt auch die Grenzen zwischen den verschiedenen "Steinzeiten" mit. Als eine Besonderheit des Jungpaläolithikums (seit etwa 40.000 Jahren) galt bisher die Herstellung besonders scharfer Klingen für Steinmesser und Speerspitzen durch neue Bearbeitungstechniken wie die sogenannte Drucktechnik.

Dabei werden die Kanten von Mineralien wie Feuerstein zunächst roh behauen, ehe mit einem Tierknochen oder einem anderen Werkzeug so starker Druck ausgeübt wird, dass dünne Steinplättchen absplittern. Bisher gingen Forscher davon aus, dass diese Technik etwas mehr als 20.000 Jahre alt sei.

Doch nun deuten Funde aus der Höhle Blombos in Südafrika darauf hin, dass diese Technik, die auf Englisch "pressure flaking" genannt wird, bereits vor mehr als 75.000 Jahren im Mittelpaläolithikum erfunden wurde - also mehr als 50.000 Jahre früher als gedacht, wie ein Forscherteam in der Fachzeitschrift Science (Bd. 330, S. 659) berichtet. Als Ausgangsmaterial verwendeten die Menschen sogenanntes Krustengestein aus Silizium, das vor der Bearbeitung erhitzt wurde. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. Oktober 2010)