Seit 2002 arbeitet die Künstlerin Eva Kern an dem Projekt "pure". Die Menschen, die sie in ihrer "open-ended"-Foto-serie porträtiert, sind mehr oder weniger "Produkte" des Zufalls. Einige von ihnen hat Eva Kern angesprochen, ob sie sich zur Verfügung stellen wollen, andere wurden durch Bekannte vermittelt.
"Ich arbeite sehr intuitiv", sagt Eva Kern, "darum finde ich es auch einfacher, Menschen zu fotografieren, die mir nicht so nahe stehen. Je weniger ich über jemanden weiß, desto mehr kann ich Dinge einfach passieren lassen. Wenn man jemanden gut kennt, neigt man automatisch dazu, in einem Porträt bestimmte Seiten dieser Person zeigen zu wollen. Bei einem Fremden entwickeln sich die Dinge von selbst. Da kommt eher das Bauchgefühl zum Einsatz als das Hirn - oder im Idealfall beides."

Foto: Eva Kern

Die Schwarzweißfotos wurden so gestaltet, dass die Porträtierten sozusagen im Naturlicht sitzen, also nicht ausgeleuchtet wurden. Pure, also ungeschminkt und mit nacktem Oberkörper, wirken sie natürlich. Durch den immer gleichen Bildausschnitt, die unveränderte Technik und Beleuchtung kann in den Personen etwas Gemeinsames gefunden werden. Ihr Anblick soll zum Nachdenken anregen, ob es so etwas wie unverfälschte Natürlichkeit in der Kunst überhaupt gibt, geben kann und geben soll.

Foto: Eva Kern

Eva Kerns Porträt-Serie "pure" zeichnet sich dadurch aus, dass sie die "Show" weglässt, die andere FotografInnen zum Arbeiten mit der Kamera brauchen. Keine Scheinwerferbatterien und Spots, sondern weiches Naturlicht. Keine StylistInnen und HaarkünstlerInnen. Keine gekünstelten und gestellten Posen, sondern Persönlichkeit. Im Zeitalter des Digitalen, der perfekt gewordenen Verfremdung und Virtualisierung setzt sie auf die Reinheit des Analogen, das Wegfallen jeder künstlichen Distanz zwischen Subjekt, Kamera und Foto.

Foto: Eva Kern

"Die meisten entdecken bei näherer Betrachtung dann etwas auf dem Bild, das sie vielleicht schon verloren geglaubt haben", meint Eva Kern. "Viele finden das Kind in sich selbst wieder - vor allem Frauen. Männer schauen meistens nur lange hin und sagen wenig ...". (red)

Einige Fotos aus Eva Kerns Projekt "pure" sind im Rahmen des europäischen Monats der Fotografie "eyes on" im Naturhistorischen Museum in Wien zu sehen. Eröffnung: 10. November, 18:30 Uhr
Dauer der Ausstellung: 11. November 2010 bis 6. Jänner 2011

 

 

Foto: Eva Kern