Verzichtet auf Interventionitis: Adam Fischer

Foto: Lukas Beck

Budapest - Der ungarische Star-Dirigent Adam Fischer verlässt die Ungarische Staatsoper. Vor dem Hintergrund politischer Interventionen seitens der neuen rechts-konservativen Regierung will er nur noch vier Vorstellungen in der laufenden Saison dirigieren, für die er schon früher unter Vertrag genommen worden war, sagte er der Budapester Tageszeitung "Nepszabadsag" am Montag. Fischer hatte zuvor auch die Funktion eines Generalmusikdirektors ausgeübt. Von dieser war er schon Ende September zurückgetreten. Nun will er der Staatsoper ganz den Rücken kehren.

"Das Ensemble widersetzt sich jeder Veränderung", sagte Fischer in dem "Nepszabadsag"-Interview: "Was auch immer passiert, ein jeder läuft zu einem befreundeten Politiker, und der interveniert. So etwas gibt es nirgendwo auf der Welt: Da geht ein älterer Künstler zum Generaldirektor und dringt darauf, dass er einen Verwandten unter Vertrag nimmt, ansonsten würde ihn der Ministerpräsident rausschmeißen."

Am Freitag hatte das zuständige Ministerium für Nationale Ressourcen  - nach den Parlamentswahlen und dem Zwei-Drittel-Sieg des Fidesz-MPSZ gibt es kein eigenes Kulturministerium mehr - überraschend und mit sofortiger Wirkung den Generaldirektor der Staatsoper, Lajos Vass, und den Wirtschaftsdirektor des Hauses, Attila Szabo, abgesetzt.  Die Absetzung von Vass hatte das Ministerium mit "finanziellen Unregelmäßigkeiten" und "verschwenderischem Umgang mit Finanzmitteln" begründet.

Bereits im September hatte die Regierung einen eigenen Ministerialkommissar für das führende ungarische Musiktheater eingesetzt. Die seit Mai amtierende rechts-konservative Regierung will Beobachtern zufolge Neuerungen an der Staatsoper verhindern. So wurde im Juni der Vertrag des damaligen künstlerischen Leiters des Hauses, Balazs Kovalik, überraschend nicht verlängert. Der in München ausgebildete Opernregisseur inszenierte zuletzt an der Bayerischen Staatsoper.

Auf die Berater-Tätigkeit des ehemaligen Wiener Staatsopern-Direktors Ioan Holender in Budapest haben die Personalia keinen Einfluss. "Die Entlassung von Vass tangiert meine Berater-Tätigkeit an der Budapester Oper nicht im geringsten. Ich war hier Berater, und ich bin hier noch immer Berater", so Holender in der Tageszeitung "Österreich". Direktor in Budapest zu werden, sei für ihn keine Option.

Adam Fischer blickt auf eine langjährige internationale Laufbahn zurück, die ihn vor allem an deutsche Häuser band. Unter anderem war der Spezialist für Werke von Haydn, Mozart, Wagner und Bartok von 2000 bis 2005 Generalmusikdirektor am Nationaltheater Mannheim. 2001 übernahm er kurzfristig bei den Bayreuther Festspielen die Leitung von Richard Wagners "Ring des Nibelungen", wofür er von der Zeitschrift "Opernwelt" zum Dirigenten des Jahres 2002 gewählt wurde. (APA)