Ein schwimmendes Lagerhaus, die Crew hat keine Ahnung, was sie transportiert, sie bekämpft vor allem den Rost.

Foto: Viennale

Das Meer kommt, zumal in einem Binnenland, vor allem dann in die Schlagzeilen, wenn wieder einmal eine Bohrinsel leck geht oder Piraten ein Schiff in ihre Gewalt gebracht haben. Das Meer als Raum für weltweiten Austausch von Waren wird dagegen weitgehend vergessen - genau hier setzen der Fotokünstler Allan Sekula und der Autor und Filmhistoriker Noel Burch mit ihrem gemeinsamen Dokumentarfilm an:

In vier großen Abschnitten durchmessen sie nicht nur die komplexe Thematik des globalisierten Kapitalismus aus der (vergessenen) Perspektive der arbeitenden Klasse. Sondern sie kreuzen auch Weltmeere, begeben sich von Rotterdam nach Los Angeles, weiter nach Hongkong und Shenzen sowie Bilbao. Dazwischen fährt ein Containerschiff und fährt und fährt, und man erfährt etwa, dass der "war against rust", das Putzen, Abschuppen, Anstreichen der Wind und Wasser ausgesetzten Oberflächen einen ganz entscheidenden Teil der Arbeit auf See ausmacht.

Aus solchen vermeintlichen Details weben Sekula/Burch in aufgeräumten, ruhig montierten Bildern und einem Off-Kommentar ein dichtes Filmessay. Der Rost zum Beispiel ist für das schimmernde Guggenheim Bilbao, das auf ehemaligem Hafengelände steht, kein Problem. Es wurde, so heißt es, aus einst für die Raumfahrt entwickeltem Material hergestellt, welches in ehemaligen Sowjetrepubliken heute günstig zu haben ist. Innen drin sind zum Zeitpunkt des Drehs die mächtigen Skulpturen von Richard Serra ausgestellt, die im Bauch des rostfreien Museums rostrote gewundene Gänge auslegen. (Isabella Reicher/ DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.10.2010)