Acht ungarische Meistertitel in Folge gab es für Székesfehérvár zuletzt, auch heuer dürfte der Titelgewinn nur Formsache sein.

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Wie in Slowenien existiert auch in Ungarn eine internationale Liga nach österreichischem Vorbild. So weit ist man in Kroatien unterdessen noch nicht, dort etabliert sich ein Meisterschaftssystem erst langsam wieder.

Die Vorbildwirkung der EBEL

Bei der diesjährigen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz der EBEL bezeichnete Christian Feichtinger die von ihm und seiner Agentur gemanagte Liga als „Role model für eine internationale Meisterschaft" - eine Einschätzung, die, blickt man in die südlichen und östlichen Nachbarländer Österreichs, durchaus der Realität entspricht. Die im Großen und Ganzen friktionsfrei verlaufene internationale Öffnung der Liga, ausgehend von der Aufnahme Jesenices im Jahr 2006, diente seither speziell auf den kleineren Hockeymärkten Zentraleuropas als Vorbild. Während die führenden Klubs aus Slowenien, Ungarn und Kroatien in die EBEL abwanderten, eröffnete sich für die jeweiligen nationalen Ligen die neue Perspektive, im bescheideneren Rahmen ebenso auf die Karte Internationalisierung zu setzen.
Die aus Vereinen aus vier Nationen zusammengesetzte Slohokej Liga war hier kürzlich bereits Thema, schon ein Jahr länger - seit 2008 - wird auch in Ungarn eine Meisterschaft mit internationaler Beteiligung ausgespielt.

Spiele werden doppelt gewertet

Der Abgang Székesfehérvárs in die EBEL im Jahr 2007 raubte der ungarischen Liga einige Attraktivität, sodass schon ein Jahr später eine Öffnung des Bewerbs in Richtung Osten vollzogen wurde. Zehn Klubs, davon drei aus Rumänien, nahmen in der Premierensaison 08/09 an der neu gegründeten MOL-Liga, gesponsert vom führenden Mineralölkonzern Ungarns, teil. Wie auch die Slohokej Liga erstreckt sich dieser Bewerb über weite Teile des Spieljahres und ist den jeweiligen nationalen Meisterschaften zeitlich vorgelagert.
Heuer wird die Liga mit neun Teams ausgetragen, nach einem Jahr Pause sind das Farmteam von EBEL-Klub Fehérvár AV19 und der rumänische Rekordmeister Steaua Bukarest wieder mit dabei. Seit Anfang September läuft eine bis Mitte Dezember dauernde doppelte Hin- und Rückrunde, anschließend folgen die Play-Offs, aus denen bis Ende Jänner der Titelträger hervorgeht.
Das Außergewöhnliche: Die Duelle der sechs ungarischen Teams untereinander zählen gleich doppelt, sie finden nämlich in der Tabelle der MOL-Liga Berücksichtigung und werden außerdem als Grunddurchgang der ungarischen Meisterschaft gewertet.

Serienmeister Székesfehérvár

Die Play-Offs dieser ungarischen Meisterschaft gehen nach dem Ende des internationalen Bewerbs in Szene, Székesfehérvárs erste Mannschaft steigt in diese ein, sobald man in der EBEL ausgeschieden ist. Während die nationale Titelentscheidung in Slowenien zumindest ein Duell zwischen zwei Vereinen ist, hat in Ungarn ein Klub das Abonnement auf den Meisterpokal: Acht Jahre in Folge feierten zuletzt die Blau-Weißen aus Székesfehérvár, die enorme finanzielle und damit auch personelle Überlegenheit des EBEL-Klubs gegenüber der ungarischen Konkurrenz wird wohl auch heuer für sehr klare Verhältnisse sorgen.
In der MOL-Liga gilt der finanzstarke rumänische Vertreter aus Csíkszereda mit vier slowakischen und einem tschechischen Legionär als Favorit, die nominell stärkste ungarische Mannschaft ist Dunaújváros, der einzige Klub, der neben Székesfehérvár seit 1997 Meister werden konnte (1998, 2000, 2002). Miskolci JJSE aus der drittgrößter Stadt des Landes möchte mit seinen vier kanadischen Legionären auch ein Wörtchen um den Titel in der MOL-Liga mitreden.

Breitere Basis in Kroatien

In Kroatien erlebt das Eishockey im Windschatten von Medveščaks Erfolgen in der EBEL einen kleinen Boom. Wurde die Meisterschaft in der Vergangenheit oft lediglich in Turnierform und binnen eines Monats ausgetragen, gibt es heuer einen geordneten Ligabetrieb mit immerhin vier Mannschaften und je 18 Spielen im Grunddurchgang. Medveščak nimmt mit seinem erweiterten Kader an dieser Meisterschaft teil und wird erst in der entscheidenden Phase der Play-Offs auch Spieler aus dem EBEL-Kader zum Einsatz bringen. Erster Herausforderer ist Stadtrivale Mladost, wobei die besten Spieler der beiden Klubs bekanntlich mittels Leihverträgen gemeinsam das in der slowenischen Slohokej Liga antretende Team Zagreb bilden. Diese parallele Konstellation ermöglicht den stärksten kroatischen Spielern im Vergleich zur Vergangenheit erheblich mehr Wettkampferfahrung im Laufe einer Saison. Zwar ist das Potential der meisten Cracks zu beschränkt, um auf EBEL-Einsätze zu hoffen, die Maßnahmen werden dem kroatischen Eishockey aber in der Breitenwirkung zu Gute kommen. Vorbei sind die Zeiten, in denen bei den Weltmeisterschaften teilweise Spieler für Kroatien aufliefen, die unterm Jahr bei gar keinem Verein gemeldet waren.

Neben Medveščak und Mladost komplettieren KHL Zagreb, ein klassischer Ausbildungsverein, der seine ältesten Nachwuchsspielern erste Erfahrungen im Seniorenbereich sammeln lassen möchte, und KHL Sisak, der einzige Verein, der nicht aus der Hauptstadt kommt, das Starterfeld der kroatischen Meisterschaft. Ähnlich wie in Ungarn wird auch in Kroatien mit dem Einstieg der EBEL-Spieler in den Bewerb die Meisterschaft zu Gunsten eines Vereins entschieden sein. Die zarten Pflänzchen von Weiterentwicklung und Verbreiterung im kroatischen Hockey dokumentieren aber, dass sich der Verband entgegen anderslautenden Unkenrufen beim Aufbau einer mittelfristig zumindest auf Division 1-Level konkurrenzfähigen Nationalmannschaft nicht ausschließlich auf die Suche nach Spielern mit kroatischen Wurzeln in Nordamerika beschränken möchte. (derStandard.at, 24.10.2010)