(Die beiden Journalisten reden abwechselnd sowohl über den jungen Mann hinweg als auch auf ihn ein.)

DER ERSTE: Und ich sag dir eins: Heinz-Christian Strache und seine Mannen sammelten in der Steiermark und in Wien nicht nur die Stimmen derjenigen ein, die sich vom Ausländeralarmismus angesprochen und von der Hetze einer als "soziale Heimatpartei" auftretenden FPÖ nicht abgestoßen fühlen.

DER PRAKTIKANT (eifrig): Echt? Das hätt' ich nicht gedacht!

DER ZWEITE: Deshalb hätte die Reaktion der anderen Parteien in den vergangenen Tagen sein müssen: die Probleme anzupacken.

DER ERSTE: Genau. Aber was war die Reaktion der Politik in den vergangenen Tagen? Das erneute Vorpreschen, dass künftig die Länder für alle Lehrer zuständig sein wollen.

DER PRAKTIKANT: Österreich ist halt tiefste Provinz.

DER ZWEITE: Und dazu noch die Polizeiaktionen der Innenministerin! Alle Integrationsbemühungen werden ad absurdum geführt, wenn Polizisten in ein Gymnasium geschickt werden, um ein Kind abzuholen.

DER PRAKTIKANT: Nazimethoden. Typisch Österreich.

DER ERSTE: Dabei hatte das 14-jährige armenische Mädchen gute Noten, spricht gut Deutsch.

DER ZWEITE: Na, und erst die achtjährigen Zwillinge, die vergangene Woche in den Kosovo abgeschoben wurden! Die waren Ministrantinnen!

DER PRAKTIKANT: Echt?

DER ERSTE: Aber die kommen ja jetzt zurück nach Österreich.

DER PRAKTIKANT: Arme Schweine.

(Die beiden blicken ihn erstaunt an.)

DER PRAKTIKANT: Na ja, ich mein': Fast wären s' davongekommen.

(Die beiden wenden sich schweigend ihren Tellern zu.)

DER PRAKTIKANT: Hab ich was falsch gemacht?

(Vorhang)

Material: Alexandra Föderl-Schmid: "Nichts verstanden" (der Standard, 16. 10. 2010)