Marino Marinis bronzener Reiter (Cavaliere, 1951-55) begeisterte bis zu 5,06 Millionen Euro.

Foto: Christie's

2008 war das absatztechnisch schlimmste Jahr in der Chronik der Frieze Art Fair, 2009 lief es wieder besser. Im Vorfeld der aktuellen Auflage (bis 17. 10.) grassierte dennoch Unsicherheit. Am Tag nach der Eröffnung war diese für einige der 173 Teilnehmer aus 29 Ländern verpufft.

Noch vor dem öffentlichen Besucheransturm hatten sich schon traditionell die Tate-Kuratoren mit ihrem 120.000-Pfund-Etat bedient. Auch zur Freude Martin Jandas (Wien), der so drei Arbeiten des slowakischen Künstlers Július Koller in der Tate-Sammlung platzieren konnte.

Angesichts der flotteren Entscheidungsfindung seiner Klientel zeigte sich auch Thaddaeus Ropac freudig überrascht. Das Gros seines Umsatzes - darunter Anselm Kiefers San Loretto (520.000 Euro) oder Gilbert and Georges Money Sweat (172.000 Euro), die nach Belgien abwanderten - hatte ihm gleich der erste Öffnungstag beschert. Allerdings ortete er zeitgleich eine markante Zurückhaltung amerikanischer Käufer, nicht nur, aber auch bedingt durch die Dollarschwäche. Neben der Europa-Dominanz zeigten sich Russen und Käufer aus dem Mittleren Osten, die dem Luxus eines Zweitwohnsitzes in London frönen, recht spendabel - so nicht ein Abendtermin bei Philips de Pury, Christie's oder Sotheby's auf deren Agenda stand. Dort harrte Etabliertes der Sparte Zeitgenössische Kunst neuer Besitzer.

Um die acht Millionen Pfund hoffte Philips de Pury (13. 10.) für 51 Schützlinge zu erwirtschaften. Dank eines hartnäckigen Telefonbieters, der sich David Hockneys Autumn Pool für 1,5 Millionen Euro und damit zum Künstlerweltrekord für eine Arbeit auf Papier sicherte, stieg der Gesamtumsatz nach 35 Zuschlägen auf 7,45 Millionen Euro.

Rekord für Italien-Fraktion

Deutlich besser konnte Christie's am nächsten Abend mit seiner Auswahl punkten: In der Sparte Post-War & Contemporary setzte sich - günstiger als erwartet - Damien Hirsts Schmetterlings-Epos (I am Become Death, Shatterer of Worlds) mit 2,46 Millionen Euro an die Spitze. Gefolgt von Takashi Murakami, dessen Kaikai Kiki - vielleicht auch des Versailles-Effekts wegen (Ausstellung bis 12. 12.) - die angesetzte Taxe mit 2,2 Millionen Euro fast vervierfachen konnte.

Den redensartlichen Vogel schoss allerdings die Italien-Fraktion vom Sims in der King Street ab. Konkret Marino Marinis Cavaliere aus einer Edition von fünf Exemplaren: 5,06 Millionen Euro bewilligte ein anonymer Telefonbieter für die Bronze, die zuvor mehr als fünf Jahrzehnte die Kantine der schwedischen Arbeitergewerkschaft (Unionen) zierte. Nach insgesamt 79 Verkäufen notierte Christie's ein stattliches Tagestotal von 43,4 Millionen Euro. So_theby's stockte den Wochenumsatz aller abgehaltenen Evening Sales um weitere 34,7 Millionen auf mehr als 85 Millionen Euro auf. (kron, ALBUM/DER STANDARD - Printausgabe, 23./24. Oktober 2010)