Astronomische Simulation von UDFy-38135539, der ältesten bisher beobachteten Galaxie des Universums.

Illustration: M. Alvarez et alii

Garching/London - Weiter haben Astronomen bisher noch nie ins Universum geblickt - und damit zugleich zurück in seine Geschichte: Die nun erstmals wissenschaftlich beschriebene Galaxie mit dem eingängigen Namen UDFy-38135539 ist nämlich nicht weniger als 13 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt, wie Beobachtungen eines europäisches Astronomenteam an der Europäischen Südsternwarte (ESO) ergeben haben.

Mit anderen Worten: Das Licht der riesigen Materieansammlung war 13 Milliarden Jahre unterwegs, ehe es von den Forschern mit dem Very Large Telescope der Eso in der chilenischen Atacama Wüste identifiziert wurde. Die waren übrigens nicht die ersten, die UDFy-38135539 erblickten. Denn entdeckt wurde die Galaxie eigentlich ja schon vom Weltraumteleskop Hubble - ohne allerdings eine genaue Altersangabe machen zu können.

Die gelang nun europäischen Astronomen um Matt Lehnert vom Pariser Observatorium, der das Objekt mit seinen Kollegen im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 467, S. 940) erstmals genau beschreibt - und damit das Universum zu einer Zeit, als es gerade einmal 600 Millionen Jahre alt war, wie Lehnert erläutert - das sind gerade einmal vier Prozent seines heutigen Alters.

Weltall wurde durchsichtig

Damals, vor 13 Milliarden Jahren, wurde das Weltall gerade erst einmal langsam durchsichtig. Bis zu einem Alter von etwa 800 Millionen Jahren durchzog nämlich ein dichter Wasserstoffnebel das Universum, der das Licht der jungen Sterne fast vollständig schluckte. Das erschwerte die Untersuchungen diese bisher fernsten Galaxie zusätzlich.

Um das das schwache Glimmen des fernen Objekts sichtbar zu machen, brauchte es den "Sinfoni"-Spektrografen am Very Large Telescope. Dadurch konnte das Licht in seine Spektralfarben aufgespaltet und so weiter untersucht werden. Denn durch die fortwährende Ausdehnung des Weltalls entfernen sich Objekte umso schneller von uns, je weiter sie weg sind.

Je schneller sie sich jedoch von uns entfernen, umso stärker ist ihr Licht ins Rote verschoben. (Die Rotverschiebung ist die optische Entsprechung des Dopplereffekts, dem gemäß etwa das Signalhorn eines sich entfernenden Rettungswagens tiefer tönt.)

Die Astronomen maßen für UDFy-38135539 die Rekordrotverschiebung von 8,6. Zuvor hatten Astronomen über die Entdeckung eines Objekts mit einer Rotverschiebung von 10 berichtet, das also noch weiter entfernt wäre. Folgebeobachtungen konnten diese Entdeckung jedoch bis jetzt nicht bestätigen. (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 21.10. 2010)