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Damit soll die Reichweite der Quantenkommunikation erhöht werden, erklärte er Markus Böhm.

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STANDARD: Welche Vorteile bringt die satellitengestützte Quantenkommunikation?

Zeilinger: Wir haben es geschafft, Fotonenpaare, also Lichtteilchen, über eine Entfernung von 144 Kilometern zu schicken. Weitere Entfernungen sind aber kaum mehr möglich, weil die Lichtsignale durch die Erdatmosphäre gestört werden. Im Weltall bewegen sich die Lichtteilchen auf ihrem Weg von der Quelle zur Bodenstation großteils im luftleeren, störungsfreien Raum.

STANDARD: Was erwarten Sie sich davon?

Zeilinger: Wir wollen zunächst fundamentale Experimente machen. Man könnte nachweisen, dass die Verschränkung von Teilchen, dieses geisterhafte Zusammenhängen von mehreren Teilchen, über mehrere tausend Kilometer besteht. Damit könnte man die Reichweite für die Quantenkryptografie, die Verschlüsselung von Nachrichten mithilfe von Quanten, erhöhen. Man könnte den Schlüssel für die Nachricht über große Distanzen übertragen, etwa zwischen Städten.

STANDARD: Welches Interesse haben die Chinesen daran?

Zeilinger: Ich sehe einen zunehmenden internationalen Wettbewerb. Auch wenn das die Amerikaner nicht offen zugeben. Die erste Assoziation, wenn die Sprache auf die abhörsichere Verschlüsselung von Nachrichten kommt, ist immer militärisch. Aber die kommerzielle Dimension ist sicher wichtiger, Stichwort Industriespionage.

STANDARD: Haben Sie Bedenken bezüglich Patentverletzungen?

Zeilinger: Interessanterweise wird das immer von chinesischer Seite gefragt. Aber auch mit den Amerikanern hat man dieses Problem. Es wird bei dieser Technologie nicht so sehr um Patente gehen. Für mich geht es darum, wissenschaftliche Kooperationen aufzubauen, so zusammenzuarbeiten, dass beide Seiten davon profitieren. Nur so sind alle beteiligten Partner motiviert. Wir haben aus europäischen Projekten gelernt, dass man konkurrieren und gleichzeitig zusammenarbeiten kann.

STANDARD: Kann dieses Projekt nicht mit der Esa realisiert werden?

Zeilinger: Die Entscheidungen fallen in China schneller. Das ist ein grundsätzliches Problem: Die Esa muss entscheidungsfreudiger werden. Hinzu kommt: Geld spielt in China keine Rolle. Die Chinesen haben einen Handelsbilanzüberschuss, sie können das Geld beliebig verschieben. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2010)