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Im Rahmen eines Pressebriefings am Tag vor dem Start der zweiten openSUSE-Konferenz in Nürnberg, hat der Softwarehersteller Novell, der einen Grossteil der Entwicklung trägt, sein Verhältnis zu dem Community-Projekt näher dargelegt. Dabei betont man nachdrücklich, dass man openSUSE nicht als verlängerten Arm der eigenen Firma sehe.

Keine Einmischung

"Wir wollen openSUSE unterstützen, nicht dominieren", bringt Ralf Flaxa, Vice President Open Platform Solutions, die Philosophie des Softwareherstellers auf den Punkt. Insofern verfolge man eine bewusste Nicht-Einmischungspolitik, nur Projekte, die sich frei entfalten können, hätten im Open-Source-Umfeld die Chance erfolgreich zu sein - und externe EntwicklerInnen anzuziehen - zeigt sich der Novell-Manager überzeugt.

Enable

In der konkreten Umsetzung heißt dies etwa, dass das Unternehmen Wert darauf legt, openSUSE auch in der Wahl der genutzten Technologien keinerlei Vorschriften zu machen - auch wenn man durch die starke Präsenz im Projekt theoretisch sicher Einfluss nehmen könnte. Statt dessen sieht man sich eher in der Rolle des "Enablers", der Tools und Ressourcen zur Verfügung stellt - von der Infrastruktur bis zum Code oder auch nützlichen Tools wie dem openSUSE Build Service.

Auswahl

Natürlich hat dies zur Folge, dass die Community manchmal Entscheidungen trifft, die nicht zur Gänze mit den Zielen von Novell im Enterprise-Bereich übereinstimmen, für eine attraktive und lebendige Plattform sei diese Freiheit aber wichtig. Eine Herangehensweise, mit der man sich von so manch andere Distribution positiv abheben will: "Im Unterschied zu Ubuntu wissen wir, wie wichtig es ist, etwas an die Community zurückzugeben", wird Flaxa schließlich noch spezifisch.

Verkaufsgespräche

Zu den Gerüchten rund um einen angeblich kurz bevorstehenden Verkauf von Novell - oder zumindest dessen Linux-Abteilung - will man sich wenig überraschend nicht äußern. Es gebe weiterhin mehrere Interessenten und Optionen, aber derzeit noch keine spruchreife Abmachung.

Problematik

Die Frage des WebStandard, ob man mit so einer monatelang offen vorgetragenen Verkaufswilligkeit nicht den Markt verunsichere und potentielle KundInnen vertreibe, beantworten die Novell-Manager unisono mit einem klaren "Nein". In den Gesprächen sei dies bestenfalls ein nebensächliches Thema, auch weil es in der Branche an der Tagesordnung ist, dass Unternehmen ihren Besitzer wechseln. Viel wichtiger sei es da schon mit einer klaren Roadmap aufwarten zu können, versichert Gerald Pfeifer, Product Manager Open Platform Solutions bei Novell, ein Bereich in dem man sich entsprechend zunehmend offen geben will.

btrfs

So gibt man denn auch gleich eine Vorschau auf einige kommende Verbesserungen für SUSE Linux Enterprise: Bereits mit dem nächsten Service Pack für SLE 11 soll das "Next Generation Dateisystem" btrfs voll unterstützt werden - neben dem bisher als Default-Dateisystem zum Einsatz kommenden ext3. Auf den Zwischenschritt mit ext4 - den man etwa bei openSUSE und anderen Community-Distributionen gewählt hat - verzichtet man vollständig, btrfs sei die Zukunft, jegliche Beschäftigung mit ext4 insofern Zeitverschwendung.

Rollback

Dazu passend will man denn auch gleich zumindest eines der fortgeschrittenen Features von btrfs in der Enterprise-Distribution einfach nutzbar machen: Die Snapshot-Funktion des Dateisystems soll so genutzt werden, dass vor jedem Einspielen von Updates ein aktuelles Abbild erzeugt wird, treten in Folge Probleme auf, kann der Zustand vor dem Einspielen flott wieder hergestellt werden. Dank "Copy-on-write" speichert btrfs dabei nur die tatsächlichen Änderungen, verbraucht hierfür also nur wenig Platz - und Zeit. Solche System Rollbacks sollen mit eigenen administrativen Tools vorgenommen werden können, bei Fedora 13 gibt es eine ähnliche Funktion schon, bislang aber nur eingeschränkt und über die Kommandozeile steuerbar. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 19.10.10)