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Volle Auftragsbücher sorgen für eine gute Stimmung, die Industrieproduktion wächst, und der deutsche Aufschwung erreicht den Konsumenten. Allerdings wissen die Analysten um die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland und die schwierige Position des Euro in der aktuellen Währungsdiskussion

Berlin - Angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung rechnen Börseprofis auch in Deutschland mit einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Das vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Konjunktur-Barometer sank im Oktober zum sechsten Mal in Folge. Die deutsche Wirtschaft könne ihr hohes Wachstumstempo vom zweiten Quartal wohl nicht halten, erklärte das Mannheimer Institut am Dienstag. Das Bruttoinlandsprodukt hatte im Frühjahr mit einem Anstieg um 2,2 Prozent so stark zugelegt wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Zahlen zum dritten Quartal werden im November erwartet.

Die Erwartungen an die Konsumfreude der deutschen Verbraucher legten dagegen in der jüngsten Befragung von rund 300 professionellen Anlegern und Analysten deutlich zu. Der private Konsum werde treibende Kraft des Wachstums sein, sagte ZEW-Experte Michael Schröder. Auch die aktuelle Lage beurteilten die befragten Experten so gut wie schon lange nicht mehr.

Verfall des Dollar

"Volle Auftragsbücher sorgen für eine gute Stimmung, die Industrieproduktion wächst, und der deutsche Aufschwung erreicht den Konsumenten", sagte Konjunkturexperte Jörg Zeuner von der VP Bank. "Allerdings wissen die Analysten um die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland und die schwierige Position des Euro in der aktuellen Währungsdiskussion." Die deutschen Exporteure fürchten vor allem eine von den USA ausgehende Spirale der Abwertung von Währungen. Die expansive US-Geldpolitik werde zu einem weiteren Verfall des Dollar und zu entsprechenden Reaktionen in anderen Ländern führen, erklärte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Die Wechselkursentwicklung erschwere bereits jetzt deutsche Ausfuhren in den Dollar-Raum.

Der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen ging im Oktober auf minus 7,2 Punkte von minus 4,3 Zählern im Vormonat zurück, sank damit aber nicht so stark aus wie am Markt erwartet. Das Barometer der aktuellen Wirtschaftslage stieg um 12,7 auf 72,6 Punkte. An den Märkten wurden die Zahlen als positives Signal für die Wirtschaft bewertet. Der Leitindex Dax stieg zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Auch der Euro legte nach Veröffentlichung der Zahlen leicht zu.

Nach Angaben des ZEW erwartet die Hälfte der befragten Experten innerhalb der kommenden sechs Monate zwar keine Verbesserung der Wirtschaftslage, aber auch keine Verschlechterung. Die führenden Wirtschaftsinstitute rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum von 3,5 Prozent. Für 2011 gehen sie nur noch von 2,0 Prozent aus. (APA)