Brennende Bohrinseln und krachende Banken sind Themen in Christine Keils "Bonustrack".

Foto: Christoph Tauber

Innsbruck - Innsbruck hat eine freie, brodelnde Theaterszene, und diese gibt wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Zum zweiten Mal präsentieren sich theaterhungrige Gruppen im Rahmen des Festivals "Theater trifft". Neun Ensembles drängen mit ihren Produktionen an die Öffentlichkeit.

Den Beginn macht nach der Eröffnung mit Felix Mitterer (21. 10. um 20 Uhr, Die Bäckerei) am Freitag Das Labor, das sich als Forschungszentrale für neue Formen des Schreibens, des Suchens und des Nachdenkens begreift. Mit Herzstück von Heiner Müller wagt sich diese Gruppe an ein Experiment im öffentlichen Raum.

Internationale Künstler, aus den Bereichen Performance, Tanz, Komposition und Film haben sich mit Müllers knappem Text auseinandergesetzt. Zur Aufführung kommen in der Passage am Sparkassenplatz insgesamt 60 Interpretationen, keine dauert länger als 15 Minuten, und es sind jeweils nur 15 angemeldete Zuschauer zugelassen. Somit wird Theater zum exklusiven Erlebnis. Theater Melone präsentiert sich mit Martins Heckmanns Das wundervolle Zwischending, einer humorvollen Geschichte über ein Liebespaar, das im siebenten Jahr seiner Beziehungskiste steckt, in dem Kleinigkeiten schon mal zum beziehungstechnischen Kollaps führen können.

Das Westbahntheater bringt mit Bonustrack ein Stück Wirtschaftskrise der Tiroler Autorin Christine Frei zur Uraufführung. Es geht um brennende Bohrinseln, krachende Banken, steigende Arbeitslosenzahlen und darum, was sonst noch seit dem Ende der Lehman Brothers beschäftigt.

Einen Tiefschlag musste die Gruppe Theater praesent hinnehmen. Der Suhrkamp-Verlag verweigerte die Aufführungsrechte an der Bühnenfassung von Thomas Bernhards Alte Meister. Anlass für Festivalinitiator Robert Renk in einer Diskussionsrunde Theaterrechte zu hinterfragen. Renk will auf die oft prekäre Situation freischaffender Theatermenschen aufmerksam machen.

Theater praesent hat schließlich ein Stück und eine Spielstätte gefunden. Die Komödie Und abends Gäste findet in der Küche des Tiroler Bildungsforums statt. Eine private Einladung, bei der wichtigere, weil erfolgreiche, und weniger wichtige, weil beruflich erfolglose, Gäste geladen sind, gerät aus den Fugen. In der Küche spricht man Dinge an, die im Wohnzimmer höflich gemieden werden.

Das Staatstheater zeigt Tennessee Williams' Glasmenagerie, das Kellertheater Die Bibel, in einer "leicht gekürzten" Fassung. Die Leistungsschau der freien Theaterszene dauert bis in den Jänner. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 19. Oktober 2010)