Hamburg - Fast 60 Jahre nach Kriegsende ist auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Neuengamme bei Hamburg eine offenbar geheim angefertigte Liste mit den Namen von 408 französischen Sonderhäftlingen gefunden worden.

"Zeugnis des Widerstandes"

"Das Dossier ist ein Zeugnis des Widerstandes, weil dem Autor im Fall der Entdeckung schwere Strafen bis zur Hinrichtung drohten", sagte der Leiter der Gedenkstätte Neuengamme, Detlef Garbe.

Bauarbeiter hatten die 14 zusammengerollten Zettel bei der Sanierung im ehemaligen SS-Garagenhof in Neuengamme gefunden. Eine als Verpackung verwendetes Stück Zeitungspapier verwies nach Angaben Garbes auf ein Verstecken des Dossiers nach dem 24. August 1944.

Die meisten überlebten

Im Sommer 1944 hatte die SS ehemalige Minister, Senatoren, Offiziere und Geistliche aus Frankreich als Geiseln nach Neuengamme deportiert. 1945 wurden sie in das KZ Theresienstadt im heutigen Tschechien transportiert. Fast alle überlebten.

Möglich sei, dass sie gegen deutsche Kriegsgefangene oder gegen Geld getauscht werden sollten, sagte Garbe. "Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Unterlagen von einem französischen Häftling selbst geschrieben wurden." Sie seien in korrektem Französisch.

Außenlager von Sachsenhausen

In Neuengamme entstand 1938 in einer stillgelegten Ziegelei zunächst ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, das 1940 zu einem eigenständigen Konzentrationslager erklärt wurde.

Die Nazis deportieren zehntausende Menschen aus allen besetzten europäischen Ländern nach Neuengamme. Dort und in 80 Außenlagern mussten die Häftlinge Schwerstarbeiten für die Kriegsindustrie leisten. Etwa 55.000 der 106.000 Gefangenen kamen ums Leben.(APA/dpa)