Warschau - Die Präsidenten Polens und Israels, ehemalige Widerstandskämpfer und mehrere hundert israelische und polnische Jugendliche haben am Mittwoch des Aufstandes im Warschauer Ghetto vor 60 Jahren gedacht. Vor dem Denkmal der Ghetto-Helden, auf einem Platz im Herzen des ehemaligen jüdischen Warschau, legten Aleksander Kwasniewski und Moshe Katzav Kränze nieder.

Gedenken am so genannten "Umschlagplatz"

Zuvor hatten die beiden Staatsoberhäupter Kerzen am Denkmal auf dem so genannten "Umschlagplatz" angezündet. Von dort aus hatten die Deutschen während des Zweiten Weltkrieges mehr als 300.000 Warschauer Juden in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Als das Ghetto endgültig liquidiert werden sollte, entschloss sich die jüdische Kampforganisation (ZOB) zum bewaffneten Widerstand.

Fünf noch lebende Ghetto-Kämpfer unter den Ehrengästen

Zu den Ehrengästen der Gedenkfeier gehörten außer Katzav und Kwasniewski auch fünf der sieben noch lebenden Ghetto-Kämpfer. Marek Edelman, das letzte überlebende Mitglied des Kommandostabes, lebt im zentralpolnischen Lodz, die übrigen Überlebenden in Israel und Nordamerika.

Gebet für die Toten des Ghettos

Drei Rabbiner beteten für die Toten des Ghettos. Anschließend verlas ein Offizier der polnischen Armee den "Appell an die Gefallenen", in dem die Ghetto-Kämpfer ebenso gewürdigt wurden wie der Arzt Janusz Korczak und seine in Treblinka ermordeten Waisenkinder, die jüdischen Widerstandskämpfer in anderen Ghettos und Konzentrationslagern und die jüdischen Soldaten der polnischen Armee, die an der Seite der Alliierten gegen das nationalsozialistische Deutschland gekämpft haben. "Ihr seid nicht umsonst gestorben", hieß es. Der Kampf im Warschauer Ghetto habe seinen "Platz in der Geschichte Polens und in der Geschichte des jüdischen Volkes".

Aufstand endete mit der vollständigen Zerstörung des Ghettos

Der Aufstand endete im Mai 1943 mit der vollständigen Zerstörung des Ghettos. Nach 27 Tagen unterlagen die Aufständischen den SS-Truppen, die die Gebäude systematisch niederbrannten. Etwa 7.000 Juden wurden noch im Ghetto getötet, rund 50.000 weitere in Vernichtungslager deportiert. Lediglich einigen hundert Warschauer Juden gelang die Flucht durch die Kanalisation auf die "arische Seite". Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Warschau rund 330.000 Juden, ein Drittel der Einwohner, und damit mehr als in jeder anderen Stadt Europas. Heute leben in ganz Polen rund 20.000 Juden.

Am Dienstag hatte Katzav mit Kwasniewski an einer Gedenkfeier in Auschwitz teilgenommen sowie am "Marsch der Lebenden", der vom ehemaligen Konzentrationslager ins drei Kilometer entfernte Lager Birkenau führt.(APA/dpa/AP)