Die Markteinführung der neuen Version der Microsoft-Bürosoftware, Office 2003, Nachfolger von Office XP und ursprünglich unter dem Arbeitstitel Office 11 gehandelt, soll - wie angekündigt - im Herbst stattfinden. Garantiert scheint dies aber nicht mehr zu sein. Grund dafür sind Fehler in der aktuellen Vorabversion (Beta 2)(Der Webstandard berichtete ).

Ein Monat verzögerung

"Die technische Fertigstellung verzögert sich um etwa einen Monat", erklärte Jan H. Mieth, Produkt Manager von Microsoft Österreich, im Gespräch mit der APA. Den Ausschlag gegeben habe das "massive Feedback" der Beta-Tester. Ursprünglich sei man von einem Termin im Juni oder Juli ausgegangen.

"Refresh"

"Die Produktqualität war anscheinend noch nicht überzeugend genug. Dafür gibt es ja Beta-Versionen", sieht Thomas Lutz, Unternehmenssprecher von Microsoft Österreich, dies alles andere als dramatisch. Infolgedessen soll noch im Frühjahr ein "Refresh" der Beta 2 erscheinen, der den Testern Gelegenheit gibt, vorgenommene Änderungen nochmals zu bewerten. Wann dies passiere, stehe aber noch nicht fest. Beta-Versionen dienen dem Aufspüren bisher unentdeckter "Kinderkrankheiten". Medienberichte, wonach im Juni eine weitere Vorabversion - also die Beta 3 - erscheinen soll, wurden von Microsoft nicht bestätigt. Die Beta 2 wurde weltweit an rund 500.000 Kunden und Partner zur Evaluation ausgeliefert. In letzter Zeit machten Gerüchte von einem Marktstart von Office 2003 erst im Oktober oder November die Runde.

Herbst

Der Launch, also die tatsächliche Markteinführung, sei immer für Herbst angekündigt gewesen. "Da nie ein genauerer Termin genannt wurde, ist eine Verschiebung des marketing-technischen Starts nicht absehbar", erklärte Lutz. Ausgeschlossen werden könne aber nichts.

Nicht teurer

Die von den Testern gemeldeten Probleme sieht man bei Microsoft als leicht lösbar: "Das war bei Office XP (der Vorgänger-Version; Anm.) dramatischer", so Mieth. Aus dem E-Mail- und Informations-Manager Outlook heraus gestartete Anwendungen - wie etwa Word - wieder zu schließen, führe in der Beta 2 noch zu Problemen. Zum Teil seien "Bugs" auch auf die Hardware zurückzuführen, hier müsse man stärker interagieren. Die Preise für Office 2003 stünden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. "Da wird nicht viel passieren. Es wird keinesfalls teurer", ist Mieth aber überzeugt.

Strategieveränderung

Mit Office 2003 finde eine tief greifende Strategieveränderung statt. "Wir definieren uns nicht mehr über neue Features, weil Features keine Probleme lösen. Wir haben sie erfunden, und jetzt tragen wir sie zu Grabe", so Mieth. Bei manchen Themen habe man die Erwartungen nicht erfüllen können: "Wir haben jahrelang von Plattformen, Web Services und offenen Standards geredet, jetzt hat man das umgesetzt". Das neue Software-Paket wurde weit gehend auf das XML-Dokumentenformat (eXtended Markup Language), das ursprünglich für die plattform- und systemunabhängige Übertragung von Informationen über das Web gedacht war, umgestellt. "XML und damit Web Services werden die Verkehrspolizisten im Unternehmen sein", sagte Mieth weiter.

Sechs Varianten

Mit sechs Varianten des neuen Office-Pakets will Microsoft seine Nutzergemeinde zum Umstieg bewegen. Das umfangreichste Angebot stellt dabei die Office Professional 2003 Enterprise Edition dar. Sie umfasst die neuen Versionen von Word, Excel, Outlook, PowerPoint und Access sowie den Publisher, einen Business Contact Manager und InfoPath zur Erstellung von dynamischen Formularen. Daneben gibt es wie bisher die Ausgaben Professional (alle Programme ausgenommen InfoPath), Standard (ohne Access, Publisher und InfoPath) und Small Business (ohne Access und InfoPath). Das Standard-Paket wird auch in einer Sonderausgabe für Schüler, Studierende und Lehrer angeboten, eine Basic-Edition kommt nur mit Word, Excel und Outlook in den Vertrieb. "Das Portfolio ist wesentlich größer geworden und funktioniert nach dem Bausteinprinzip. Bei Office 2003 von Runderneuerung zu sprechen wäre sehr oberflächlich", so Mieth.

300 Millionen UserInnen weltweit

Office-Produkte sind - inklusive Raubkopien - auf rund 95 Prozent aller heimischen PC installiert. Die neue Version ist eine der großen Produktneuerungen, die Microsoft in diesem Jahr auf den Markt bringt. Der Office-Bereich macht knapp 50 Prozent - in Österreich sogar mehr als die Hälfte - des Umsatzes von Microsoft aus und trägt maßgeblich zum Gewinn des Softwaregiganten bei. Rund 300 Millionen UserInnen weltweit verwenden die Bürosoftware aus Redmond.(apa)