Wien - Das Pult wurde aus Waschmaschinen-Trommeln zusammengebaut - und auch die Namensschilder, die oben drauf stehen wurden aus Trommelblech hergestellt. Weg g'haut wird nix, ist hier oberstes Gebot.

In Penzing startet nach dem fünf Jahre alten Reparatur-und Service-Zentrum (R.U.S.Z.) jetzt ein weiterer ökosozialer Betrieb, in dem Langzeitarbeitslose wieder ins Arbeitsleben integriert werden: Das Demontage- und Recycling-Zentrum (D.R.Z.). "Wir wollen diesen zum Teil gebrochenen Menschen in familiärer Atmosphäre und mit sinnvoller Arbeit eine Chance geben", erläutert R.U.S.Z.-Chef Sepp Eisenriegler das Konzept. "Einer wichtiger Indikator ist für mich: Wenn sie nach drei Monaten wieder entspannt lachen können."

Das zweite Standbein im Konzept: Ein Beitrag zur nachhaltigen Wirtschaft. Wobei im D.R.Z. eben nicht mehr repariert wird, sondern zerlegt, wiederverwertet, entsorgt. An drei Waschmaschinen demonstrieren Eisenriegler und die Umwelttechnikerin Renate Gabriel, was in so einem Gerät alles drinnen ist.

Die Ausbau-Stufen

Schritt Eins: Rückwand und Deckel werden entfernt - und die schadstoffverdächtigen Kondensatoren werden herausgenommen. Eine Arbeit von zwei Minuten. Das wäre der gesetzlich vorgeschriebene Stand der Dinge in Österreich - aber meist wird nicht einmal das durchgeführt.

Schritt zwei: Die kupferhältigen Kabel werden demontiert. Auch kein großer Aufwand - und das entspricht der EU-Richtlinie, die bis zum 3. Februar in Österreich umgesetzt werden muss. Dazu können noch potenzielle Ersatzteile wie Pumpe und Motor ausgebaut werden.

Schritt drei im D.R.Z.: Die Vollzerlegung mit Materialrecycling. Aus Kabeln wird wieder Kupfer gewonnen, aus der Trommel Edelstahl, der Betonstabilisator kommt in die Betonaufbereitung, Kunststoff- und Metallverbünde werden getrennt. Die Verwertung der Gummiteile ist ein Problem. Die Hartkunststoffe hingegen kommen derzeit in die Verbrennung, "aber da tut sich einiges in Richtung Recycling", weiß Gabriel.

Das nächste Baby

"Beeindruckend, was in so einer Maschine steckt", ist Bezirksvorsteherin Andrea Kalchbrenner beeindruckt. "Ich freu mich schon aufs nächste Baby im Bezirk." Eisenriegler verspricht: "Wir werden uns bemühen, die Fertilitätsrate im Bezirk hoch zu halten." Fürs Nächste arbeitet er aber an einem Konzept, das in zwei Jahren im Innerstädtischen umgesetzt werden soll: Das Ökoplexx - ein Einkaufszentrum der Besonderen Art. Eines, wo man guten Gewissens nachhaltige, garantiert fair produzierte und gehandelte Produkte kaufen kann.

Vorerst aber ist es gelungen, über den Bezirk hinaus einen sinnvollen Kreislauf in Schwung zu setzen: Die Altgeräte - von Herd und Geschirrspüler über Computer, Handy und Unterhaltungselektronik bis hin zu Kaffeemaschine und Mixer - werden zuerst am Mistplatz abgeliefert. Dann kommen sie ins D.R.Z., wo entschieden wird: Zerlegen und Ersatzteile rausholen - oder zur Reparatur ins nahe gelegene R.U.S.Z.

Dort, Im R.U.S.Z. werden die noch rüstigen Geräte wieder in Stand gesetzt und günstig weiter verkauft. "Die sind unglaublich beliebt - zum Teil arbeiten wir schon auf Bestellung", berichtet Eisenriegler. (Roman Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 30.4./1.5.2003)