Dompfarrer Toni Faber hat im aktuellen profil angeregt, man solle die FPÖ nach der Wien-Wahl nicht automatisch ausschließen. Im Gespräch mit Hans Rauscher erklärt er, was er damit genau gemeint hat und warum er gemeinsam mit FPÖ-Vertretern und blauen Protestwählern Gespräche über gemeinsame christliche Wurzeln und Zusammenarbeit führen will. „Strache tritt gegen Ausländerfeindlichkeit auf, dann möchte ich auch Taten sehen, die das beweisen“, nimmt Faber den FPÖ-Chef in die katholische Pflicht.

Strache sei in verschiedenen Bereichen, auch wenn man mit ihm nicht einer Meinung sei, „der geschicktere Volksüberzeuger“. Er sei als katholischer Christ „Mitbewerber“ und die Kirche könne den 27 Prozent seiner Wählerstimmen sehr vieles an guten Ideen abgewinnen. Um diesem Mitbewerber künftig Wind aus den Segel zu nehmen, regt Faber an, Strache in Wien Verantwortung zu übertragen: „Viele Leute sagen, in dem Moment, in dem man radikaleren politischen Gruppierungen Verantwortung gibt, entzaubern sie sich. Schüssel hat das mit Haider auf seine Weise vorgezeigt.“ Als „Privatmann“ stellt Faber die Frage in den Raum: „Ein Integrationsstadtrat HC Strache, was wäre mit dem in eineinhalb, zwei Jahren?“

Der Pfarrer äußert im Gespräch auch scharfe Kritik an der ÖVP, die in Wien „völlig Schiffbruch erlitten“ habe und zur „Kleinstpartei“ geworden sei und sich auf Bundesebene mit den aktuellen Abschiebungen „nicht gerade Rosen verdient“ habe. (rasch, derStandard.at, 14.10.2010)