Wien - "Damit Österreich seine Klimaschutzziele erreicht, ist eine stärkere Verlagerung von Autofahrten auf die Bahn notwendig", sagte Martin Blum vom VCÖ am Donnerstag als Reaktion auf die von der ÖBB angekündigte Einstellung der Direktverbindung zwischen Linz und Graz. Ziel sollte aber sein, die Zahl der Bahnverbindungen zwischen den Landeshauptstädten zu erhöhen.

Mindestangebot an Verbindungen

Wenn Verbindungen gestrichen werden, verlagere sich der Verkehr von der Schiene auf die Straße, warnte der Experte. Ein Grundproblem in Österreich seien mangelnde Qualitätsvorgaben vonseiten des Bundes für den Bahnfernverkehr. So sollte das Verkehrsministerium ein Mindestangebot an Verbindungen zwischen den Landeshauptstädten definieren.

Laut VCÖ sind derzeit Wien und Linz die am besten mit der Bahn verbundenen Landeshauptstädte. 43 Direktverbindungen pro Tag mit IC, EC, ICE oder Railjet werden angeboten, 40 sind es zwischen Wien und St. Pölten und 34 zwischen Wien und Salzburg. Ausgedünnter ist das Angebot auf der Südbahn: Zwischen Wien und Graz gibt es 16 Verbindungen, zwischen Wien und Klagenfurt acht.

Linz und Graz, immerhin die zweit- und drittgrößte Städte Österreichs, sind schon derzeit mit nur zwei direkten IC-Verbindungen mangelhaft verbunden, so der VCÖ. Mit der Streichung von Zügen verlängere sich die Fahrzeit um eine halbe Stunde von derzeit 2.55 Stunden auf 3.24 Stunden, das wäre eine Stunde länger, als die Fahrt mit dem Auto dauert.

Oberösterreich: 500.000 Zugkilometer gestrichen

Die ÖBB streichen rund 500.000 Zug- und 1,3 Mio. Bus-Kilometer in Oberösterreich, auch das Ende der IC-Direktverbindung von Linz nach Graz per 12. Dezember ist fix. Die Anpassungen seien "mit Augenmaß" erfolgt, betonten Paul Sonnleitner, der Regionalmanager für den Personenverkehr,  Postbus-Regionalmanager Peter Schmolmüller und Horst Eibl von der ÖBB-Infrastruktur. Die Preise steigen mit 1. Jänner 2011 indexangepasst um etwa 3 Prozent.

Einschränkungen betreffen nicht Personenverkehr

2009 seien 16,6 Mio. Reisende in Oberösterreich mit den Nah- und Regionalzügen gefahren. Im ersten Halbjahr 2010 seien es um 5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gewesen, sieht Sonnleitner eine positive Nachfrageentwicklung, die er unter anderem auch auf die Attraktivierung der Bahnhöfe zurückführt. Die Einschränkungen sollen nicht Schüler oder Pendler betreffen, sondern würden im Schwachlastbereich erfolgen, betonte er.

Einstellung der IC-Verbindung Linz-Graz

An der heftig diskutierten Einstellung der IC-Verbindung Linz-Graz führt für die ÖBB kein Weg vorbei. Die Strecke sei stark defizitär, ein kostendeckendes Angebot mangels Nachfrage nicht möglich, so Sonnleitner. Pro Tag würden nur etwa 200 Reisende hier fahren - jene, die unterwegs zusteigen, bereits eingerechnet. Der neue Fahrplan sieht je Richtung sieben Verbindungen mit Umstieg in Selzthal vor. Die Fahrtdauer ist um eine knappe halbe Stunde länger als mit dem IC und beträgt bei den fünf Regional-Express-Zügen gut drei Stunden und 20 Minuten, bei den beiden Regionalzügen etwas mehr.

Linz-München: Stündliche ÖBB-Schnellverbindung

Im gesamten Liniennetz werden 500.000 von 10,6 Mio. Bahnkilometern gestrichen, das seien etwa 5 Prozent, rechnete Sonnleitner vor. Angesichts der Einstellung des Lufthansa-Fluges Linz-München wies der Regionalmanager darauf hin, dass es eine stündliche Schnellverbindung der ÖBB gebe.

Bus-Einstellungen

Bei den Bussen werden von derzeit 130 Mio. pro Jahr gefahrenen Kilometern 1,3 Mio. eingestellt, vor allem bei den sogenannten Nachtsternlinien und den kleineren Bussen, kündigte Schmolmüller an. Der Grund seien Reduktionen bei den Bestellleistungen des Landes. Erweiterungen gebe es unter anderem zwischen dem Fachhochschulstandort Hagenberg und Pregarten im Mühlviertel sowie im Vöcklabrucker Stadtverkehr. Denn dort sei den Betreibern des neuen Einkaufszentrums "Varena" erstmals in Österreich eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr auferlegt worden.

Offen ist nach wie vor die Zukunft der 110 Jahre alten Linzer Eisenbahnbrücke. Nachdem die Linz AG wegen der zähen Diskussionen mit ÖBB und Bundesdenkmalamt Pläne für den Neubau eines eigenen Donauübergangs wälzt, ist man bei den ÖBB gesprächsbereit, diese gemeinsam zu nutzen. Bisher habe es aber noch keine Verhandlungen darüber gegeben, so Eibl.(APA)