Wien  - Ein 38-jähriger Deutscher soll beim Arbeitersamariterbund (ASBÖ) in Wien als Notarzt gearbeitet haben - das jedoch ohne Approbation. Laut der ORF-Sendung "Wien heute" am Mittwoch soll der "falsche" Mediziner zuvor als Schauspieler tätig gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt; der Verdächtige sitzt in U-Haft. Patienten sollen keine zu Schaden gekommen sein, die Staatsanwalt will das aber prüfen.

Für einen Monat hätte der 38-Jährige bei ASBÖ Dienst versehen sollen. Doch die Kollegen schöpften nach und nach Verdacht, weil sich der "Notarzt" bei Einsätzen auffallend zurückgehalten haben soll. Nun wird ORF-Angaben zufolge wegen Kurpfuscherei sowie schweren gewerbsmäßigen Betruges ermittelt.

Die Wiener Ärztekammer bestätigte Donnerstagnachmittag in einer Stellungnahme, dass der 38-jährige Deutsche im März an dem Notarztkurs in Zusammenarbeit mit der Heeressanitätsschule teilgenommen hat. Das im Anschluss erhaltene Zertifikat bestätige jedoch nur den Kursabschluss, bringe aber keine Berufsberechtigung als Notarzt. Dazu benötige man ein Notarztdiplom, erklärte die Ärztekammer.

Die am Ende des Kurses abgehaltene Prüfung hat der 38-Jährige zunächst nicht bestanden. Am 16. Juni 2010 ist er zur Nachprüfung in die Ärztekammer gekommen. Diesmal hat er die Prüfung erfolgreich absolviert und das Zertifikat erhalten. Wilfried Ilias, Referent für Notfallmedizin in der Ärztekammer, war Beisitzer bei der Wiederholungsprüfung des 38-Jährigen. Ihm sei dabei nichts aufgefallen. "Er hat alle erforderlichen Punkte erfüllt." Die Prüfung setzt sich aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil zusammen, bei dem ein Notfallszenario nachgestellt wird.

Den Kurs könne praktisch jeder absolvieren. "In der Regel sind die Teilnehmer jedoch Mediziner, die noch nicht (mit der Ausbildung, Anm.) fertig sind", so Ilias. Das habe den Vorteil, dass ein Turnusarzt sich so zusätzliches Wissen in der Notfallmedizin aneignen kann. "Man muss kein fertiger Arzt sein, um den Notarztkurs zu machen." Ilias: "Wir haben daraus gelernt und werden jetzt schon beim Eintritt fragen, wer sind Sie und was machen Sie."

Das vom 38-Jährigen gewünschte Notarztdiplom hat er deshalb von der Ärztekammer nicht erhalten, da er zu keinem Zeitpunkt als approbierter Arzt in die Standesliste eingetragen war. Die ihm dafür aufgetragenen Unterlagen habe er nie beigebracht.

In der Zwischenzeit bestätigte auch das Landesklinikum Melk, den 38-Jährigen als Mediziner beschäftigt zu haben. "Über Vermittlung eines externen Personaldienstleisters bediente sich das Landesklinikum Melk für acht Stunden dieser Person", erklärte Klaus Schuster, Regionalmanager der Region Mostviertel.

Hingegen dürfte der Deutsche beim Grünen Kreuz keiner Tätigkeit nachgegangen sein. Man habe den Mann lediglich bei einer Veranstaltung getroffen, dort habe er sich als Notfallmediziner ausgegeben, sagte der Sprecher des Grünen Kreuzes, Markus Svoboda, der APA. Die Organisation habe den Verdächtigen so bei der Polizei identifizieren können.

(APA)