ESO-Illustration der Gas-Akkretion um eine (damals noch junge) Galaxie

Foto: L. Calcada (ESO)

Heidelberg/Florenz - Einige Galaxien kollidieren und vereinigen sich so zu größeren Systemen. Es gibt aber noch eine andere, "sanftere" Methode zum Wachstum, wie europäische Astronomen nachgewiesen haben: Junge Galaxien in der Frühzeit des Universums saugten kühle Schwaden aus Wasserstoff- und Heliumgas auf, die damals in größerer Menge als heute durch den intergalaktischen Raum zogen. Durch diese Akkretion sammelten sie Material an, das schließlich in den "Bau" neuer Sterne floss.

"Analog kann eine Firma expandieren, indem sie mit anderen Firmen fusioniert oder indem sie selbst zusätzliche Mitarbeiter einstellt", schreiben Astronomen des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg und der Europäischen Südsternwarte (ESO), die Hinweise auf solche Akkretion mit dem Very Large Telescope (VLT) gefunden hatten.

Leichtbauweise

"Die neuen VLT-Ergebnisse sind der erste direkte Nachweis dafür, dass die Akkretion von Gas auf frühe Galaxien tatsächlich stattgefunden hat, und dass sie ausreichte, um starke Sternentstehung und das Wachsen von massereichen Galaxien im jungen Universum anzuregen", sagte der Leiter des Forscherteams, Giovanni Cresci vom Osservatorio Astrofisico di Arcetri bei Florenz, laut Mitteilung.

Sein Team hatte drei weit entfernte Galaxien unter die Lupe genommen, deren heute gesehenes Licht etwa zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall auf die Reise geschickt wurde. Dabei entdeckten die Forscher, dass in den Zentralbereichen der beobachteten Galaxien nur geringe Spuren schwerer Elemente zu finden waren - anders als bei den Galaxien des heutigen Universums.

"Dies deutet darauf hin, dass das Material, das die Sternentstehung befeuert, seinen Ursprung in dem metallarmen Gas aus der Umgebung der Galaxie hat", hieß es in der Mitteilung. "Man hat die jungen Galaxien damit praktisch auf frischer Tat dabei ertappt, wie sie frisches Gas akkretieren und zur Bildung neuer Sterne nutzen." Der Fachartikel ist im Journal "Nature" vom Donnerstag veröffentlicht. (APA/red)