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Die Bauchlage ist eine der wichtigsten Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod.

Foto: AP/Joerg Sarbach

Mainz - Mangelnder Blutfluss zum Gehirn kann bei Babys zum gefürchteten plötzlichen Kindstod führen. Dies ergaben Untersuchungen von Bamberger Ultraschallexperten an mehr als 18.000 Neugeborenen, teilte die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) in einer Aussendung mit. Auslöser der Minderdurchblutung ist häufig ein stark zur Seite gedrehter Kopf, wenn das Baby auf dem Bauch liegt.

Verminderte Blutversorgung

Das sogenannte Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) ist die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr jenseits der Neugeborenenphase. Jährlich versterben in Deutschland circa 400 Säuglinge am plötzlichen Kindstod. Die genauen Ursachen sind bislang unbekannt. Karl-Heinz Deeg, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche von der Sozialstiftung des Klinikums Bamberg, vermutet eine verminderte Blutversorgung im Hirnstamm als mögliche Ursache. Der Hirnstamm ist Sitz des Atemzentrums, das für den unwillkürlichen Atemantrieb verantwortlich ist. Die Blutversorgung erfolgt über Äste der Arteria basilaris. Laut Deeg kann es bei einzelnen gefährdeten Kindern in dieser Arterie während Kopfrotation zu Durchblutungsstörungen kommen. Seit 1998 untersuchte er in Bamberg mehr als 18.000 Neugeborene mit einer sogenannten Doppler-Sonografie. Dabei wird mit einer über der Fontanelle des Babys aufgesetzten Ultraschallsonde Richtung und Geschwindigkeit der Blutbewegung in der Arteria basilaris gemessen.

Risikokinder erkennen

"Durch ein dopplersonografisches Screeningprogramm der Hirnbasisarterien können Risikokinder erkannt und die Inzidenz von SIDS gesenkt werden", so Deeg. Bei den meisten Neugeborenen fließt das Blut in der Arteria basilaris ungehindert - unabhängig von der Lage. Bei 1,5 Prozent der Babys jedoch fließt es - verursacht etwa durch seitliches Drehen des Kopfes in Bauchlage - sehr langsam. Mitunter stockt bei ihnen sogar der Blutstrom oder fließt rückwärts. "Dies würde erklären, warum über 80 Prozent aller verstorbenen Kinder auf dem Bauch liegend gefunden werden", erklärt Deeg.

Risiko Bauchlage

Die Bauchlage ist eine der wichtigsten Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod. Deeg stellte bei insgesamt 213 Säuglingen eine Gefährdung fest, die mittels Herzatemmonitor überwacht wurden. Keines dieser 213 gefährdeten Kinder starb am plötzlichen Kindstod. Der einzige Todesfall trat bei einem Kind auf, das laut Ultraschalluntersuchung nicht gefährdet war. In der Gesamtgruppe aller untersuchten Kinder war der plötzliche Kindstod trotz dieses Todesfalls deutlich seltener als in einer Kontrollgruppe von 3.519 Kindern, die nicht untersucht wurden. Dort kam es zu vier plötzlichen Todesfällen.

Über Studienergebnisse hierzu und den vielfältigen Einsatz von Ultraschall in der Kinderheilkunde diskutieren Experten während "Ultraschall 2010", dem 34. Dreiländertreffen der Deutschen (DEGUM), Österreichischen (ÖGUM) und Schweizer (SGUM) Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin vom 20. bis 23. Oktober 2010 in Mainz. (red)