Außerhalb der Hotelresorts: Straßenhändler ...

Foto: Alois Pumhösel

... und ein Friedhof an der Südküste ...

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... sowie der Markt in der Hauptstadt Port Louis.

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Anreise & Unterkunft:

Flüge ab Genf und Frankfurt mit Air Mauritius, ab November auch ab München.
Unterkunft: Das Les Pavillons (ein Fünfsternehaus) ist Teil der Naiade-Hotelgruppe

Grafik: DER STANDARD

Draußen ist die Welt. Sie besteht im Fall von Mauritius aus fünf Städten, 125 Dörfern und Unmengen von Zuckerrohr dazwischen. Bewohnt wird sie von einer für europäische Verhältnisse relativ armen, für afrikanische Verhältnisse aber sozial sehr gut abgesicherten Bevölkerung, die in der Schule Englisch und Französisch lernt und sich in der Kreolsprache Morisyen unterhält. Die Leute leiden unter fallenden Zuckerrohrpreisen, und sie wollen die Internetwirtschaft der Insel ankurbeln. Wie die Welt draußen eben so ist.

Drinnen, in den Hotelresorts, herrscht eine andere Welt. Die romantischen Vorstellungen jener, die nicht auf einer tropischen Palmeninsel leben, haben sie geschaffen. Ihre Vorstellungen einer perfekten Idylle, eines Zufluchtsorts vor den Mühen der Erwerbsarbeit, wird in der Zusammenführung von angenehmen Naturumständen und menschengemachtem Luxus aufgefangen. Auch wenn das Ergebnis nur Dösen auf einer Strandliege ist: Die Hoteliers verkaufen an Weltflüchtige die Utopie eines ungetrübten Lebens, das die Vorgaben der Wohlstandsgesellschaft bis zum Anschlag erfüllt.

Mauritius kann bei diesem Deal gut mithalten. Nicht nur Sonne, Strand und Meer erfüllen alle Klischees, auf die man hinauswill, wenn man sich reif für die Insel wähnt. Mauritische Hotels werben auch mit besonderer Fürsorglichkeit, mit der die Gäste behandelt werden. Dass auf dem Bett verstreute Blütenblätter liegen, dass sich kleine Aufmerksamkeiten auf dem Schreibtisch finden, dass für das tägliche Zimmermachen viel mehr Zeit als anderswo aufgewendet wird und Heerscharen stets freundlicher Mauritier Cocktails und Massagen verabreichen, liege an der Mentalität der Menschen, wird oft und gerne betont. Es liegt auch an den niedrigen Personalkosten.

Elegant zwischen Fels und Strand

Wer nicht am Strand liegt, heiratet vielleicht gerade. Dank Spezialisierung auf Service bleibt man unter mauritischen Palmen nicht unterversorgt.
Foto: Alois Pumhösel

Eine der angelegten Idyllen, die das Zuckerrohrland umzingeln, nennt sich Les Pavillons und liegt im Südwesten der Insel. Das Resort ist zwar keines jener Topkategorie, in der man von weißbehandschuhten Butlern über den Strand verfolgt wird. Eingeklemmt zwischen dem hoch aufragenden Felsen Le Morne Brabant, der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, und einem brandungsarmen Sandstrand – die Wellen brechen sich draußen am vorgelagerten Riff -, glänzt es aber mit der Abwesenheit archetiktonischer Fahrlässigkeiten. Die Eleganz ist natürlich keine schlichte, aber eine, die ein durchgängiges Konzept statt Stilmixsünden und Kitschhäufungen bietet. Das Nebeneinander der Weltgeschmäcker in den Restaurants der Anlage lässt auch eine Amour fou zwischen kreolischen und französischen Kochtraditionen zu. Auch die Gänseleber im Luxusmenü erinnert mit allerhand Gewürz- und Fruchtassoziation daran, wo man sich eigentlich befindet. Südafrikanischer Wein wird als naheliegender Dritter im Bunde begrüßt.

Und nicht nur das Essen geht Verbindungen ein: Im Les Pavillons wird geheiratet, was das Zeug hält. Beinahe täglich. Aber auch nicht mehr als eine Feier pro Tag. Das will die Hotelmanagerin so, um die Vermählungen der Paare in weißen Anzügen und Pastelltönen am Strand nicht inflationär werden zu lassen. Tendenziell, so sagt man, würden hier, in der entfernten Weltflucht, eher die zweiten (und weiteren) Hochzeiten stattfinden, die nach mehr Privatheit und weniger familiärem Verständnis verlangten.

Ohne es parat zu haben, mögen die Ansichten des Les Pavillons einigen Leuten in Österreich vertraut sein: Xaver Schwarzenberger drehte hier mit Martina Gedeck und Erwin Steinhauer für seine TV-Komödie O Palmenbaum aus dem Jahr 2000. Inzwischen wurde das 1997 erbaute Hotel aber bereits wieder renoviert.

Draußen, zwischen auffällig geformten Bergspitzen und der kleinen, bunten Tropenhauptstadt Port Louis wird die Infrastruktur zwar auch laufend verbessert, das Hinterland ist aber touristisch noch vergleichsweise wenig erschlossen. Auch wenn die Riesenseerosen im botanischen Garten von Pampelmousse großartig sind, steht die Insel in puncto Naturereignis und Outdoor-Möglichkeiten im Schatten der französischen Nachbarin La Réunion.

Draußen, in der Welt abseits des Liegens an den Inselrändern, geht es weiterhin um 14 Sorten Zuckkerrohr, die bis zu siebenmal im Jahr geerntet werden, die effizient verarbeitet werden wollen in Hausdächer oder Strom oder Rum. Rum, der keine kubanische Qualität hat, aber, versetzt mit allen möglichen Ingredienzen von Ingwer über Tomaten bis zu Algen, immerhin als hochprozentiger Gag in den Strandidyllen herhalten kann. (Alois Pumhösel/DER STANDARD/Rondo/08.10.2010)