Keine Direktverbindung ab Österreich, allerdings ab Frankfurt.

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Wenige Unterkünfte in Musandam, nicht empfehlenswert das Golden Tulip, eine Klasse für sich das Six Senses. Empfehlenswert in Nizwa das Falaj Daris, in Muscat das spektakuläre Al Bustan.

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Die Enklave Musandam ist Omans Tüpfelchen auf dem i: Über 650 Kilometer erstreckt sich eine spektakuläre Küstenlinie.

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Das Bergdörfchen Misfah unweit von Nizwa.

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Allgemeine Informationen:
Oman Tourismus

Grafik: DER STANDARD

Die Reise beginnt in Musandam. Das ist ungewöhnlich. Musandam ist nämlich ein zerklüftetes Stückchen Oman weit weg vom Oman. Getrennt durch ein bis zu 2100 Meter hohes Kalksteingebirge und durch das Territorium der Vereinigten Arabischen Emirate, ist Musandam eine Enklave, die bis Anfang der Neunzigerjahre militärisches Sperrgebiet war. Ein verlassenes Stückchen Land, das wie eine Speerspitze am nordöstlichen Zipfel der Arabischen Halbinsel liegt. Oman und doch nicht Oman.

Wer hierher kommt, ist entweder ein Schmuggler aus dem Iran oder ein frisch vermähltes Pärchen aus der Hauptstadt, aus Muscat. Erstere setzen in den frühen Morgenstunden von der nur 70 Kilometer entfernten iranischen Küste über und handeln hier mit Ziegen oder Zigaretten, Letztere besteigen bequem die Fähre in Muscat und landen nach sechs Stunden in Khasab, dem Hauptort des Musandam. Beide werden aus ähnlichen Gründen von diesem Landstrich angezogen, wenngleich ihre Interessen nicht unterschiedlicher sein könnten: Sie lockt die Abgeschiedenheit.

Wie in den heimischen Alpen windet sich die einzige (mit einem Zweiradantrieb) befahrbare Straße um die kargen Bergrücken der Landspitze. Bäume und Sträucher wachsen nur dort, wo die Bewohner für Bewässerung gesorgt haben. Das ist nur in einigen wenigen Orten der Fall, ansonsten ist Musandam eine einzige Felsenwüste - allerdings mit einer unglaublichen Küstenlinie. Über ganze 650 Kilometer erstrecken sich die fjordähnlichen Buchten, Felszungen und Lagunen. Die kleinen Ortschaften sind teilweise nur mit dem Boot erreichbar, in Kumzar etwa wird bis heute eine eigene Sprache gesprochen: eine Mischung aus Farsi, Hindi, Englisch, Portugiesisch und Arabisch. Boote sind die Haupttransportmittel der Halbinsel - es sei denn, man gehört zu jenen wagemutigen Wanderern, die Musandams Höhen erklimmen. Dann sind es die Füße.

Frühmorgens legen auch die Boote für die Touristen ab, die Dhaufahrten durch die Buchten, die sogenannten Khors, unternehmen. Die Passagiere machen es sich auf dicken Kissen unter dem Sonnensegel bequem, Kaffee und süßer Tee werden gereicht. Bald folgen zwei Delfine dem Boot, das durch den Khor Shimm, den mit 16 Kilometer längsten Fjord des Musandam, schippert. Kurz taucht eine Schildkröte auf, immer wieder werden neue Delfine mit Pfeiftönen angelockt. Bis zur Telegrafeninsel geht die Fahrt, einer winzigen Insel mitten im Fjord, auf der die Briten 1964 eine Telegrafenstation bauten: Das Überseekabel von Basra nach Karatschi verläuft hier.

Die Briten haben nicht nur hier ihre Spuren hinterlassen. Lange waren sie die Schutzmacht des Oman - erst unter Sultan Qaboos bin Said Al Said, der das Land seit 1970 regiert, löste sich das Land aus alten Abhängigkeiten. Unter seiner charismatischen Führung begann die "Renaissance" des Oman, eines Landes, das zu den wichtigsten Seefahrermächten der Geschichte gehört. Heute ist der Oman eines der sichersten und modernsten Länder des Mittleren Ostens - ohne sich dabei (wie manche arabischen Nachbarn) durch die großen Erdöl- und Erdgasvorkommen der Hybris hinzugeben. Das von Sultan Qaboos ins Leben gerufene Omanisierungsprogramm sieht vor, dass Gastarbeiter durch omanische Staatsbürger ersetzt werden sollen. Anders als etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten trifft man hier als Tourist auch auf Einheimische.

Nizwa als Dreh- und Angelpunkt

Wirklich viele von ihnen gibt es allerdings nicht. Auf einer Fläche, die etwas kleiner als Deutschland ist, leben schätzungsweise 2,7 Millionen Menschen. Der größte Teil des vor allem aus Wüste bestehenden Landes ist menschenleer - auch abseits von Musandam. Einige Tage später in Nizwa: Das auf seine große Vergangenheit als Zentrum der Künste (im 17. Jahrhundert) stolze Städtchen ist heute Dreh- und Angelpunkt zur Erkundung des Landes. Eingezwängt zwischen dem Hajar-Gebirge mit seinen über 3000 Meter hohen Bergen und den Weiten der Wüste, gilt Nizwa bei vielen seiner Bewohner bis heute als "heimliche Hauptstadt" des Landes. Anders als Muscat, das sich über mehrere Buchten erstreckt und kein wirkliches Zentrum hat, thronen in Nizwa die blau-goldene Kuppel der Sultan-Qaboos-Moschee und das alte Fort über einer schmuck herausgeputzten Stadt. In Kolonnen parken die Allradfahrzeuge vor den wenigen Hotels der Stadt.

Sie sind auf dem Weg von der Wüste, die sie auf verlassenen Pisten erkundeten, in die Höhen des Jebel Shams oder Jebel Akhdar, des "grünen Berges". An seinen Berghängen regnet es vergleichsweise häufig, die Temperaturen sind hier beinahe mediterran. In den Obstgärten und auf den Terrassenfeldern gedeihen Granatäpfel, Marillen oder Mandeln. Lange war die Gegend nur zu Fuß oder mit einem Esel zu erreichen, erst seit 2005 gibt es eine Asphaltstraße, die wegen des großen Gefälles aber nur von Allradwagen befahren werden darf.

Auch für die von Al-Hamra zum Bergdorf Wadi Ghul und weiter auf den Jebel Shams führende Straße bzw. Piste ist ein Vierradantrieb empfehlenswert - wenngleich nicht notwendig. Empfindlich kalt ist es hier oben, auf über 3000 Meter Höhe erstreckt sich ein riesiges Felsplateau. Der Wind bläst, ein Pfad schlängelt sich den Rand des Plateaus entlang. Kerzengerade fällt die Felswand 1000 Meter nach unten. "Grand Canyon Arabiens" hat man die Schlucht genannt, die sich vor dem Auge auftut. In dem Trockenflusstal 1000 Meter weiter unten haben Menschen Terrassen angelegt, einige Palmen säumen den ausgetrockneten Flusslauf. Anders als am Jebel Akhdar ist Wasser hier Mangelware.

Auch in Misfah auf dem Weg nach Nizwa bewässert ein jahrhundertealtes Kanalsystem die steil am Hang liegenden Terrassen. Das Dorf ist ein Schmuckstück, inmitten der kargen Felsenlandschaft thront es hoch über der Wüste. Die Frauen sind farbenfroher gekleidet als unten im Tal, im vollständig aus Naturstein gemauerten Ortskern dösen die Männer im Schatten. Nur Fußgänger können die engen Gassen hinter dem Stadttor passieren. Selbst im Sommer sei die Hitze hier erträglich, erzählt ein Mann, der gerade seine Gartenparzelle bestellt. Im manchmal kaum erträglichen Klima des Oman, haben sich die Bewohner von Misfah eine Oase geschaffen - eine von vielen, die es in diesem Land gibt. (Stephan Hilpold/DER STANDARD/Rondo/08.10.2010)