Zwei Girandolen, die um 1810 von Danhauser, dem ersten bekannten Innenausstatter Österreichs, ausgeführt wurden.

Foto: Dorotheum

Goldene Einrichtungsgegenstände fielen klar in die Kategorie Ausschweifung. Derlei konnten sich selbst Herrscherhäuser - auch aus Imagegründen - nicht immer leisten. Schon gar nicht in Zeiten eines drohenden Staatsbankrotts, den Kaiser Franz I. nach mehrmaligem Aufschub schließlich im Februar 1811 verlautbaren musste.

Dem Bedürfnis nach repräsentativer Ausstattung tat derlei weder im Kreise des Hochadels noch beim erstarkenden Bürgertum Abbruch. Die Branche bot ja praktischerweise auch günstigere Alternativen, etwa vergoldetes oder bronziertes Holz. Und wenn nicht aus Holz, dann eben aus einer Paste geformt: bestehend "aus fein gesiebten Sägespänen, welche mit Leimwasser zu einem Teige geknetet, und in die mit Öl bestrichene hölzerne, gipserne oder Schwefelformen eingedrückt werden, worin die Masse erhärten muss", wie historische Quellen die Produktion beschreiben.

1807 begann der als Bildhauer ausgebildete Joseph Ulrich Danhauser - Vater des Malers Joseph - mit der Produktion solcher Elemente, die als Möbelverzierung Verwendung fanden oder als freistehende plastische Gebilde oder Beleuchtungskörper dienten. Das Geschäft florierte, und Danhauser exportierte diese Interieur-Accessoires weit über die Grenzen des Habsburgerreiches hinaus. Vor einigen Jahren fand man im Coburger Staatsarchiv alte Rechnungen und Korrespondenz zu einer Neueinrichtung des Bürglaß-Schlösschens in Coburg, die erstmals auch den Ablauf eines solchen Geschäfts dokumentiert. Dem künftigen Käufer wurden auf Vermittlung eines Wiener Maklers Musterzeichnungen der gewünschten Gegenstände zugeschickt. Dem späteren Prinzip eines Versandhauses folgend, konnte er aus diesem Sortiment die entsprechenden Objektnummern bestellen.

Versandbestellung anno 1815

Auf einer vom 18. Juli 1815 datierten Rechnung ist auch eine Girandole mit einem Schaft in Form einer hellenistischen Frauendarstellung angeführt. Und exakt dieses Modell gelangt - zusammen mit einem Zwilling - am 13. Oktober im Rahmen der Möbelauktion im Dorotheum zur Versteigerung.

Experte Ulrich Prinz entdeckte es im Biedermeiersalon von Schloss Walchen. Auf die Frage, ob ein passender zweiter Leuchter existiere, verneinte die Besitzerin, eine Nachfahrin des nicht minder legendären Möbeltischlers Bernhard Ludwig. Tags darauf fand sich Nummer zwei dann doch, im zuletzt als Partyraum genutzten, rustikal eingerichteten Gartenhaus. Oben, auf einem Bauernschrank. Verstaubt, aber in einem Originalzustand, wie er das Herz eines Möbelexperten höher schlagen lässt. Das Jungfräulichste, das er je in Händen gehalten habe, behauptet Prinz.

So kein Privatsammler oder der deutsche Kunsthandel dazwischenfunken, könnte das auf 20.000 bis 30.000 Euro taxierte qualitätsvolle Girandolenpaar - rein theoretisch - in Wien eine endgültige Heimat finden. Seit einigen Jahren ist die Albertina um die historische Rekonstruktion der 21 Gemächer der Prunkräume bemüht. Laut Kurator Christian Benedik sei die um 1822 erfolgte "Neueinrichtung" des damaligen Palais Erzherzog Karl der bis heute bekannteste und aufwändigste Auftrag gewesen, den Danhauser über die 1814 gegründete Möbelfabrik durchführte. Mit der Enteignung und Räumung des Palais 1919 wurde das kostbare Inventar in alle Winde verstreut. Angekauft wird, wenn es der Zufall will und man es sich leisten kann. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.10.2010)