Eine Mauersegler-Gruppe, die an einer Dachkante vorbei fliegt. Unter der Dachrinne befinden sich Einschlüpfe, die zu Nistplätzen führen. Bei einer allfälligen Wärme-Sanierung des Hauses gehen diese Nistplätze aus Unwissen und Unachtsamkeit verloren.

Foto: Michael Stocker

Nahaufnahme von Konsolen am Hartmannspital, deren Hohlkörper von Mauerseglern seit Jahren als Nistplatz genutzt wird. Mauersegler erzeugen keinerlei Verschmutzungen und bewirken keine Bauschäden.

Foto: Michael Stocker

"Wir könnten einen Stadtbewohner verlieren", warnt Zoologe Michael Stocker. Seine Schützlinge sind die Mauersegler, deren Nistplätze in den vergangenen Jahren reduziert wurden. Die Gründe hierfür sind Sanierungen, Dachausbauten und Wärmedämmungen. 2006 konnte die Bürgerinitiative "wilde.tiere" in 30 Häusern im fünften Wiener Gemeindebezirk Nistplätze von Mauerseglern finden, die von der Straße aus gesehen werden konnten. In diesem Jahr waren es nur noch 20.

"Der Mauersegler ist ein stadtspezifisches Tier, das sich auf Felswände spezialisiert hat", sagt Stocker. Bei Totalumbauten und Neubauten werden kaum noch Nischen geschaffen, in denen Mauersegler Nistplätze finden. "Es ist natürlich wichtig, dass der Energieverbrauch in den Häusern reduziert wird. Verfolgt man aber den Gedanken der Nachhaltigkeit konsequent, muss auch die Tierwelt mitgedacht werden", sagt Stocker.

Der Zoologen geht davon aus, dass die Beobachtungen in Margareten für alle Teile Wiens mit ähnlichen Strukturen, also dicht verbauten Häuserzeilen, gelten könnten. Daher müsse dieser Entwicklung durch aktive Maßnahmen entgegen gesteuert werden.

Nistkästen und Fassadenverzierungen

Stocker zählt zwei Möglichkeiten auf: Zum einen gebe es die integrierte Maßnahme, also kleine Löcher in der Fassade, in denen die Vögel nisten können. Oder Nistkästen, die an der Hausmauer angebraucht werden. Ein Nistkasten kostet um die 60 Euro. Die erste Variante wäre fast kostenfrei. "Viele Althäuser haben Schmuckkonsolen, also Verzierungen an den Fassaden. Wenn man darin kleine Öffnungen macht, könnten sie die Mauersegler nutzen", sagt Stocker.

An vier Häusern - eines ist das Margaretener Amtshaus - konnten die Tierschützer bereits Nistkästen montieren oder die Installierung initiieren. Da die Standorte zuvor nicht als Nistplätze genutzt wurden, wird es jedoch noch etwas dauern, bis die kleinen Vögel sie annehmen. Optimal wäre es, wenn diese Aspekte schon vor Beginn der Bauplanung berücksichtigt werden könnten, erklärt der Tierschützer.

Pflegeleichter Sommerankünder

Stocker betont, dass die Tiere die Gebäude nicht verschmutzen: "Das sind berechtigte Bedenken von Hausbesitzern, aber die Mauersegler hacken und zerren nichts aus der Fassade und verschmutzen nichts. Sie sind sozusagen total pflegeleicht."

Der Zoologe möchte auf den Mauersegler in Wien nicht verzichten: "Jedes Jahr kommt er aus Afrika geflogen, um uns den Sommer verkünden. Für Menschen würde wieder ein Stück Naturbezug wegfallen." Zudem fressen die Vögel Mücken und Insekten aus den Feuchtgebieten rund um Wien. (jus, derStandard.at, Oktober 2010)