Der Horrorklassiker "Orlacs Hände" wird im Odeon von Hannes Löschl live vertont.

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Wien - Der Wiener Pianist und Komponist Hannes Löschel ist schwer zu schubladisieren. "Es interessiert mich, wenn die Wahrnehmung von Musik durch ein anderes künstlerisches Medium abgelenkt wird. In der Wahrnehmung des Publikums fallen dann von mir als uninteressant empfundene Kategorisierungen von tonal und atonal, von Jazz und Neue Musik weg."

Damit sagt er Wesentliches über seine Arbeit aus, mit der er sich gerne in Zwischenbereichen aufhält. Zudem ist da ein stetiger Hang zum Multimedialen, zum klingenden Bild. Man denke an die plastisch-burlesken Szenerien des von Heimito von Doderer inspirierten Kratki Baschik -Projekts oder die assoziationsträchtigen Soundscapes, die Löschel 2002 in Film ist. Musik choreografierte, mit der Tonspur von Gustav Deutschs grandiosem Found-Footage-Werk Film ist. (1-6) als freier Inspirationsvorlage.

In den letzten Jahren sind die verschiedenen Sphären einander noch näher gerückt, so scheint es. Im Rahmen des Festivals Wien\ Schnitt\Bild provoziert der Leiter des Odeon-Musikprogramms nun spannungsvolle Bild-Ton-Interaktionen. Am Freitag  sucht der 47-Jährige mit den jungen Kollegen Mathias Koch, Michael Bruckner-Weinhuber und Bernd Satzinger Gustav Ucicky Stummfilm-Meilenstein Café Elektric (1927) einen neuen klingenden Subtext einzuschreiben.

Samstags steht Robert Wienes Orlacs Hände (1924) am Programm. Der Horrorklassiker des österreichischen Stummfilms, der - ausgehend vom Pianisten, dessen Hände nach einem Unfall durch die eines vermeintlichen Mörders ersetzt werden - Kontrollverlust und Rückgewinnung verhandelt. Wie geschaffen für Interventionen Löschels und seines improvisationserfahrenen Partners Burkhard Stangl. (Andreas Felber / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.10.2010)