Drei vom "harten Kern" von "Uni brennt": Christoph, Barbara und Theresia sitzen allein im Hörsaal - derzeit keine Besetzungen.

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Wien - "Wir sammeln uns gerade wieder alle zusammen. Wir sind am Planen, wie es weitergehen soll, und verfolgen die Bildungspolitik sehr aktiv", sagt Barbara. Die Publizistik-Studentin engagiert sich in der AG Presse der "Uni brennt"-Bewegung - noch immer.

Auch Theresia und Christoph sind kurz vor dem Jahrestag der Audimax-Besetzung am 22. Oktober immer noch dabei. Vor Semesterbeginn haben sich die drei Studierenden mit dem UniStandard getroffen, um über die Herbst-Pläne und ihre persönliche Motivation zu sprechen.

Auf die Frage, ob es ruhig geworden sei um die Bewegung, antwortet Barbara: ",Uni brennt', Studium und teilweise auch noch Arbeit - das alles hat im letzten Jahr viel Energie gekostet." Doch Theresia ist überzeugt, dass "die Batterien nach dem Sommer wieder geladen" sind.

Dass wieder etwas Schwung in die Bewegung kommt, konnte man Mittwoch letzter Woche auch im Juridicum erkennen. Über 40 Studierende haben sich am Abend im Seminarraum 62 eingefunden.

An der Tagesordnung steht das erste Herbstplenum der "Uni brennt"-Bewegung, die im kommenden Wintersemester alles andere als inaktiv sein möchte.

Mitte September haben Aktivisten bereits gemeinsam mit der ÖH an der "Machen wir uns stark!"-Demonstration teilgenommen, auch auf der "Krötenwanderung" letzten Freitag war "Uni brennt" vertreten.

Der offizielle Teil des Plenums beginnt nach ausschweifenden Begrüßungen und Wiedersehensfreuden. Die Kamera wird eingeschaltet, die Diskussion soll in alter Audimax-Manier wieder über das Internet mitverfolgt werden können.

Für Oktober gibt es schon erste Ankündigungen: die Premiere des "Uni brennt"-Films, den Jahrestag der Audimax-Besetzung, Plena anderer Organisationen - vieles ist in Planung.

Besonders den Film bezeichnet Barbara als "einen kleinen Meilenstein in der "Uni brennt"-Geschichte". Ab 29. Oktober wird er in den österreichischen Kinos zu sehen sein. "Um den Film herum wird es sicher aktionistische Ereignisse geben, um auf die Bildungspolitik aufmerksam zu machen."

AG "Heißer Herbst"

Um die vielen Pläne möglichst bald in die Tat umzusetzen, wird im Seminarraum 62 sogleich eine Arbeitsgruppe mit dem programmatischen Titel "Heißer Herbst" ins Leben gerufen.

Sie soll dafür sorgen, dass die "Uni brennt"-Bewegung auch im kommenden Semester in aller Munde sein wird und Protestaktionen die österreichische Bildungspolitik erneut aufmischen.

Auch Georg Winckler, Rektor der Universität Wien, rechnet wieder mit Protesten. Er kann sich aber nicht vorstellen, dass diese das Ausmaß des vergangenen Jahres erreichen werden, denn: "Geschichte wiederholt sich nicht."

Auf die Frage, ob die Uni Wien mit einer Wiederbesetzung rechnet, antwortet Winckler dem UniStandard: "Ich gehe davon aus, dass der Protest - wenn er stattfindet - in einer Form stattfindet, die politisch wirksam wird und sich nicht gegen die Universität richtet."

"Mobilisierung" und "Vernetzung" sind Schlagwörter, die in der Plenumsdiskussion immer wieder fallen. Wie kann aus dem vom Vorjahr übriggebliebenen kleinen, aber konstanten Kern wieder eine umfassende Protestbewegung werden?

"Der erste Schritt ist, die schon Aktiven zu reaktivieren. Dann wird auf jeden Fall eine Menge getan, dass man die Neuen ins Boot holt", meint der Politikwissenschaft-Student Christoph im Interview: "Die Mobilisierungsbasis ist noch immer erreichbar."

Rotes Tuch Beatrix Karl

Auf der Ars Electronica wurde der Bewegung Anfang September ein Preis für digitale Vernetzung verliehen. Genau hier sieht Christoph die Stärke von "Uni brennt": "Der Twitteraccount hat so viele Zugriffe wie nie, man kann sehr schnell Leute erreichen."

Ein rotes Tuch für die drei Studierenden ist Wissenschaftsministerin Karl. Sie selbst soll für die neuerliche Mobilisierung an den Universitäten sorgen. "Wir rechnen natürlich mit Beatrix Karl als unserer größten Mobilisierungsoffensive, und die arbeitet tagtäglich", so Christoph.

Karl hätte zwar im Gegensatz zu ihrem Vorgänger anfangs Dialogbereitschaft gezeigt. "Aber sich dann wirklich zu engagieren, konstruktive Vorschläge zu liefern und die Studierenden auf politischer Ebene zu vertreten - das ist einfach nicht mehr passiert", sagt Barbara dazu.

Was den neuesten Vorschlag der Bundesministerin zu Studiengebühren betrifft, die pro besuchter Lehrveranstaltung bezahlt werden sollen, meint Theresia: "Es geht genau daran vorbei, was wir gefordert haben und immer noch fordern."

Woher nehmen die drei Aktivisten die Motivation, sich trotz des mäßigen Erfolgs weiterhin in diesem Ausmaß für eine Verbesserung der österreichischen Bildungslandschaft einzusetzen?

"Es gibt ja auch positive Ereignisse wie die Ars Electronica oder den "Uni brennt"-Film, wo man gestärkt weitergeht", findet Christoph. "Die vielen persönlichen Kontakte, die ich gemacht habe, motivieren mich immer wieder."

"Ich glaube, man braucht hin und wieder einfach einen Motivationsschub, ein bisschen Bestätigung, dass das doch von gewissen Seiten anerkannt wird, was man macht", führt Barbara weiter fort und meint abschließend: "Es ist sehr vieles noch schlimmer als im letzten Jahr, und es ist wichtig, etwas zu tun und dabei zu bleiben. Einfach konstant nervig sein." (Stefanie Preine, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.10.2010)