Plastik statt Leder und Wurzelholz - aber top aufgeräumt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Kann man in einem Fabia Combi eine Besitzstörungsklage aussitzen, auch wenn man nicht abgehoben ist? Schaut so aus.

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Skoda

Grafik: DER STANDARD

Mit einem Zwölfhunderter-Motor kann der Skoda Fabia Combi kein Leviathan sein. 75, vielleicht 80 PS kann man halbwegs langlebig aus dem Vierzylinder holen, dann ist Sendepause. Doch Moment. Auch wenn der S koda der günstigere Bruder des Volkswagen ist, bekommt er die gleichen Downsizing-Motoren mit Turboaufladung wie der aktuelle Polo oder Golf – und nicht irgendwelche Aggregate, die von den Vorgängermodellen im Regal liegen geblieben sind.

Und so machen 105 Ladeluft-PS und ein Drehmoment von 175 Newtonmeter, bereitgestellt vom 1,2 TSI, aus dem Fabia Combi sogar ein quirliges Raumwunder. Denn obwohl er von außen kompakt und niedlich aussieht, schluckt er enorm was weg. Also Gepäck – nicht Sprit. Da lacht er sich scheckig über jene, die immer noch behaupten, ein kleiner Turbo-Benziner vereine das Mieseste aus zwei Welten: den hohen Verbrauch eines Großen mit der geringen Leistung eines Kleinen. Laut Normverbrauch kommt er im Drittelmix mit 5,3 Liter Super aus, und selbst im gar nicht samtfüßigen Standard-Test genehmigte er sich gerade einmal 6,1 l / 100 km. Dafür liegt das Drehmomentmaximum im Bereich von 1550 bis 4100 Touren an.

Ganz egal, ob man den bis zu 1485 Liter fassenden Kofferraum ordentlich vollräumt oder nur allein im Fabia Combi sitzt, das Fahrwerk ist angenehm komfortabel. Also bekommt man beim Skoda statt einer Meditationsübung wegen der schlechten Beschleunigung Levitationsgefühle beim Fahren. Unangenehme Schläge werden geschluckt, trotzdem ist das Feedback gut.

Kein Design, nach dem man sich umdreht – aber sonst passt alles.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Tragisch für diesen Text, aber nun einmal Tatsache ist, dass es am Skoda Fabia Combi nicht viel gibt, weswegen man zum Rundumschlag ausholen oder zumindest ein wenig zu raunzen anfangen könnte. Nur der äußere Auftritt ist kein echter Hingucker.

Raunzert ist dafür, ohnedies ganz zu recht, der Wächter des Parkplatzes geworden, auf dem wir ein paar der Testwagenfotos machten. "Haben Sie links und rechts die Fahrverbotsschilder gesehen, als Sie auf den Parkplatz gekommen sind?" Was sich im ersten Moment wie ein Quiz anhört, meint der Herr mit den beiden Baseballkappen, die er gleichzeitig aufhat, gar nicht so. Er will drauf hinaus, uns mit einer Besitzstörungsklage in der Höhe von mehreren hundert Euro zu drohen, bevor er zum eigentlichen Punkt seines Aufschlagens bei uns kommt: "Was machts denn da überhaupt für Fotos? Glaubts, dass mehr fürs Auto kriegts, wenns ihn hier fotografierts?"

Mehr Geld für den Skoda Fabia Combi? Den gibt es neu ab 11.500 €. Selbst der top ausgestattete 1,2 TSI Test-Fabia mit 7-Gang-DSG und Tiptronic, Leichtmetallfelgen, Navigationssystem und ab der B-Säule abgedunkelten Scheiben kostet neu weniger als 20.000 €. Foto hin oder her. Ganz egal!

Was bleibt also, als sich in den Kofferraum zu setzen, sich zu sammeln und den Skoda einen guten Wagen sein zu lassen? So ähnlich sieht das auch der Doppelkappler und zieht mit der Bemerkung von dannen, dass bei uns nicht einmal eine Strafandrohung hilft. Und da hat er recht. An uns würde sich Leviathan die Zähne ausbeißen wie seinerzeit die 1, 2-Liter-Motoren am Hunderter über den Wechsel. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/01.10.2010)