Wer glaubt, dass bei einer Motorrad-Reise durch Nord-Irland der Links-Verkehr das größte Problem ist, dann trifft das zumindest für mich nicht zu. Meine größte Schwierigkeit war es, nach Dublin zur für mich reservierten GS und zur restlichen Gruppe zu kommen. Als die Tour losging, war ich nämlich nicht in Dublin, sondern saß noch in Wien am Flughafen fest.

Foto: Guido Gluschitsch

Erst zwei Stunden in der Maschine – ein kleiner technischer Defekt ließ uns am Weg zur Startbahn anhalten und auf den Flugzeug-ÖAMTC warten. Nachdem innerhalb von zwei Stunden aber nix zu richten war, durften wir zurück ins Terminal, wo ich mich fünf Stunden lang mit dem Fliesenmuster beschäftigte, bis am Abend der AerLingus Flug gecancelt wurde. Inzwischen war die Gruppe schon in Newry – auf halbem Weg zwischen Dublin und Belfast. Während ich mein Klumpert wieder vom Gepäckband klaubte, verzwickten die schon ein Schaf und tranken Guinness.

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Als ich am nächsten Tag in Dublin die BMW übernehme, hat die Partie schon Armagh besucht, die bedeutendste archäologische Stätte in Ulster, sahen die Steinkreise in Cookstown und sind schon am Weg nach Portrush, wo wir uns am Abend treffen werden. Was bleibt mir also, als den schnellsten Weg aufs Bandl zu suchen – was mir nicht gelingen will – und auf direktem Weg in den Norden von Nord-Irland zu gleiten. Irland ist kein Land der Raser, und mit einer österreichischen Auslegung der Höchstgeschwindigkeit holt einen nicht einmal mehr die Polizei ein.

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Als ich in Portrush ankomme, merke ich nur an einer Kreuzung, dass ich in einer Küstenstadt bin. Nach dem mühsamen Flug und der Weg-Rätsel-Rally nach Portrush samt Regen, hatte das Land keinen guten ersten Eindruck hinterlassen. Als ich mich dann aber frisch geduscht durch die kleine Stadt, auf die Suche nach den anderen BMW-Reitern mache, merke ich, wie mir Irland zu gefallen anfängt.

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Es hat aufgehört zu regnen. Die Leute sind unendlich freundlich, und mit einem Motorrad ist man auf der grünen Insel ein Exot. Es gibt ein paar Exzentriker, die dort ein überwuzeltes Eisen fahren. Aber Grüßverweigerer wie ich haben in Irland ein angenehmes Leben.

Foto: Guido Gluschitsch

In der Ramore Wine Bar stoße ich zu den anderen - sechs Deutsche, eine Deutsche – von Weltklassefahrer bis "ich erkenne ein Motorrad, wenn ich es sehe" – von locker lässig bayrisch bis steif wie eine norddeutsche Brise – von schlaksig, fast unterernährt bis Eisbein ernährt.

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Von welcher Richtung man es betrachtet, ich bin das Mittelmaß. Mit einer Ausnahme. Ich bin der Ösi! Es ist halb elf, als ich ins Lokal komme. Noch eine halbe Stunde bis die Hütte zum "last-order" ruft. Trotzdem falle ich satt und hopfenmüde ins Bett.

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Um neun Uhr ist Abfahrt. Die deutsche Pünktlichkeit fürchtend schaute ich, dass ich zehn Minuten vorher am Motorrad bin. Frühstück geht sich keines mehr aus – aber das ist in Irland kein Nachteil, will man sich nicht gleich nach dem Aufstehen den doppelten Kalorienverbrauch des Tages ins Gesicht stecken. Würstel, Eier, Kartoffel, Bohnen, Erbsen – alles auf einem Teller.

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Bis zur tatsächlichen Abfahrt um kurz nach halb zehn habe ich noch Zeit, zum Meer zu gehen. Die Luft ist frisch und klar, aber nicht kalt. Dicke schwere Wolken hängen am Himmel, und sie drohen mit Regen. Doch im Moment ist es trocken. Es weht ein starker, pfeifender Wind, der die Grashalme tanzen lässt. Es riecht nach Meer und Wiese. Eine für mich vollkommen neue Mischung.

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Bis zum Giant's Causeway sind es nur wenige Minuten. Wir fahren am Meer entlang. Die Sonne spielt mit den Wellen und spiegelt sich auf der nassen Straße. Doch egal wie nass die Straße ist – der Grip ist enorm. Klar, hier kann man einen scharfkantigen Asphalt verlegen – es friert hier nur ganz selten, und der Frost bricht die Straße nicht auf.

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Doch man muss schon ordentlich am Gas reißen, damit die Kurven für Nervenkitzel sorgen. Weil es hier kaum Berge gibt, gibt es auch selten einen Grund, eine Kurve in die Straße zu bauen.

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Aber entlang der Küste sind die Kurven dann doch ein Naturgesetz.

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Wie die Orgelpfeifen ragen die sechseckigen Basaltsäulen am Giant's Causeway aus dem Boden. Die Form entstand durch die langsame Abkühlung von Vulkangestein, das sich in Becken sammelte.

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Der Name Giant's Causeway stammt von der Sage, die sich um dieses Küstenstück im Norden Nord-Irlands rankt.

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Der Riese Finn McCool soll hier eine Brücke rüber nach Schottland gebaut haben, um dort seinen Widersacher Benandonner zu schlagen. Heute ist der Giant's Causeway Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

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Und so reizvoll es gewesen wäre: Die Orgelpfeifensteine unter die GS-Stoppel zu nehmen, ist strikt verboten.

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Der Besuch der Bushmills Whiskey Distillery ist zwar interessant, aber die Whiskey-Verkostung war geradezu pervers. Die Nase schon voller Gerste, der süßliche Geruch, der über der ganzen Distillery hängt wie die Wolken über Irland und noch das im Mund zusammengelaufene Wasser von dem leeren Fass, in das wir riechen durften – es war fast unerträglich, dem Vorkoster beim Schwärmen zuzuhören.

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Für uns gab es nichts zu trinken, aber zwei Mini-Flaschen Bushmills zum Mitnehmen. Die können wir am Abend trinken, meint der sichtlich geschulte firmeneigene Bushmills-Vorkoster.

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Warum am Abend niemand auch nur einen Schluck aus dieser Flasche von der ältesten legal betriebenen Brennerei der Welt trank, lesen Sie hier nächste Woche, wenn es weitergeht, mit Teil zwei der Reise mit dem Motorrad entlang Nord-Irlands Küstenstraße.

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