Göttliches It-Girl: Venus und Amor, 1602 vom Malerpaparazzo Hans Rottenhammer verewigt.

Foto: Dorotheum

Wien - Jetzt käme ein spontaner Lottogewinn gerade recht, könnte sich mancher Abonnent gedacht haben, in dessen Briefkasten die Post dieser Tage kiloweise Kunst deponierte und der sich womöglich in einen Kaufrausch fantasierte: Cornelis Kicks herbstliches Blumengebinde mit Sonnenblume, Quitten und Pfirsichen, immerhin ehemals in der Sammlung eines deutschen Fürsten beheimatet, auf Seite 215 gefiele ganz gut für den Wintergarten.

Für das prunkvolle Barockbett mit Baldachin italienischer Provenienz von Seite 15 bräuchte man ja eigentlich nur die geeignete Raumhöhe. Von diesem Brokatlager aus verlangt es noch nach schmuckem Blickfang, auf den Canal Grande (Apollonio Domenichini) vielleicht, oder besser auf die - Ooh, là, là - aus einer französischen Privatsammlung stammende liegende Venus (Hans Rottenhammer). Ja, definitiv, Seite 196 verdient ein Eselsohr.

Buntes Poussieren 

Bei dem um 1700 von André Charles Boulle, in der Werkstatt des legendären französischen Meisters ausgeführten Luster mit Delfinen wird man wohl ein stattliches Budget benötigen. Um die 600.000 Euro zumindest, nur, Museumskuratoren aus den USA und den arabischen Emiraten werden diese prachtvolle Rarität von Seite 68 ebenso längst auf ihrem Radar haben wie der internationale Kunsthandel.

Das Trinkgefäß in Form eines Hirschs von Seite 114 verdient einen genaueren Blick in der Schaustellung vor Ort. Am Sonntag, den 10. Oktober, wäre eine gute Möglichkeit, die in insgesamt fünf Sitzungen angebotenen Kunstwerke zu inspizieren. Immerhin, in exakt 83 Tagen wollen Anverwandte und Freunde beschenkt werden, würde sich auch die Kollektion von 14 Schupftabakdosen von Seite 116 ganz gut auf dem Gabentisch präsentieren.

Exakt 1274 Objekte haben die Dorotheums-Experten für die dritte Auktionswoche des Jahres ausgewählt, die nun um neue Besitzer poussieren. Und sie tun es vielseitig, mit unterschiedlichsten Techniken aus den verschiedensten Stilepochen und in einer preislich attraktiven Bandbreite, wie die in den Katalogen angeführten Schätzwerte dokumentieren. Einzig beim Hinweis "Schätzpreis auf Anfrage" muss schon im Vorfeld mit höheren Beträgen kalkuliert werden. In der Regel werden die einzelnen Positionen meist bei der Hälfte des oberen Schätzwertes, im Fachjargon Taxe genannt, aufgerufen. Wie hoch der Preis steigt, hängt vom Engagement der Kaufinteressenten ab. Demokratischer kann eine Shoppingtour eigentlich nicht sein.

Sodann dirigiert der Auktionator die von potenziellen Käufern via Telefon, per Auftrag oder im Saal mit Handzeichen oder gelüpften Nummerntäfelchen deponierten Gebote. Zum Ersten: Sollte man in diesen Minuten kein ernsthaftes Interesse an einem Kunstobjekt haben, dann sei höfliches Winken Richtung anderer Zaungäste besser zu unterlassen. Zum Zweiten: Selbst von heftigem Augenzwinkern sei abgeraten, denn diese Form der Kommunikation ist wiederum unter Sammlern sehr verbreitet. Ruft der Auktionator das erlösende "zum Dritten", dann ist der Verkauf - klingeling oder Hammerschlag - besiegelt. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.10.2010)