Berlin - Für Patienten mit einer schweren chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) gibt es jetzt ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Roflumilast, der das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. "Die bisher verfügbaren Medikamente wirken weitgehend symptomatisch und konnten weder den krankheitsbedingten Verlust der Lungenfunktion noch die Entzündungsprozesse in der Lunge effektiv eindämmen", erklärte Helgo Magnussen vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). "Demgegenüber ist der Wirkstoff Roflumilast (PDE 4 Hemmer) ein Enzym, das in die Entzündungsprozesse bei der COPD eingreifen kann, so dass sowohl die pulmonale als auch die systemische Entzündung zurückgehen."

Das Medikament soll bei schwerer COPD eingesetzt werden. "Ab dem Grad III sprechen wir von einer schweren COPD", erklärte Magnussen. "In diesem Stadium wird der Atem bereits bei der geringsten körperlichen Belastung oder sogar auch schon in Ruhe knapp. Bei der Lungenfunktionsprüfung erreichen die Werte für die sogenannte Einsekundenluft (FEV1) weniger als 50 Prozent des Sollwerts."

13.000 Patienten getestet

Das neue Medikament - die Entwicklung dauert viele Jahre, erste Veröffentlichtungen dazu gab es schon im Jahr 1992 - wurde in klinischen Studien bei mehr als 13.000 Patienten mit Husten und Auswurf und dem Risiko einer schrittweisen Verschlechterung der COPD-Erkrankung getestet. "Die Tablette wird zusätzlich zu den gewohnten Medikamenten täglich eingenommen, wobei es einige Wochen dauern kann, bis ein spürbarer Effekt auftritt. Auch deshalb sollte die Therapie mit Roflumilast von einem Bronchien erweiternden Medikament begleitet werden", betont Magnussen.

Patienten mit herabgesetzter Immunabwehr, Leberfunktionsstörungen oder suizidalem Verhalten in der Vergangenheit wegen Depressionen sei Roflumilast allerdings nicht zu empfehlen. Zu den Phosphodiesterase-Hemmstoffen gehört auch der Wirkstoff von "Viagra". (APA)