Vergleichbare Körperhaltung, ähnliche Kleidung - nur dass der "Stürmer" brutal gegen Juden hetzt,

Grafik: Redaktion

während der FP-Comic scheinbar witzig über "Mustafa" herzieht.

Grafik: FPÖ

Die "Wiener Sagen"-Broschüre der Freiheitlichen, in der eine gegen Türken kämpfende Comicfigur, die FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ähnelt, einen Buben auffordert, "Mustafa ane aufzubrennen", weckt historische Assoziationen. Die Pose des Strache-Männchens habe ihn sofort an martialische Darstellungen des "Stürmers" aus der gleichnamigen antisemitischen Nazi-Hetzschrift der 1930er- und 1940er-Jahre erinnert, sagt Hans Kirchmeyr, Betreiber des Blogs www. blog.bassena.org.

Im Internet sei er auf eine Zeichnung aus der Nazi-Zeitung gestoßen, die die Ähnlichkeit auf den Punkt bringe, schildert der Angestellte. Also habe er beide Darstellungen nebeneinander online gestellt. Am Montag bestätigte eine Expertin der Nationalbibliothek dem Standard, dass es sich bei der historischen Schwarz-Weiß-Zeichnung um die Illustration auf der Stürmer-Titelseite vom 1. November 1935 handelt. Unterschrift: "Die Juden sind unser Unglück."

In der FPÖ wollte man den Vergleich nicht ernsthaft kommentieren. "Stürmer? Ich kenne nur Christina Stürmer", reagierte am FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Mit der Nazi-Zeitschrift "beschäftige ich mich nicht", sagte er auf Nachfrage.

Vielmehr habe die FPÖ-Broschüre "das Wissen der Wiener über ihre Geschichte und ihre Sagen vertiefen wollen". In einer Auflage von 550.000 Stück angefertigt, habe man das Druckwerk in Wien an alle Haushalte verschickt - und zwar unabhängig vom Alter der Angeschriebenen.

Einen Nachtrag zu ihrer Verhetzungsanzeige von Samstag haben indes die Grünen am Montag der Staatsanwaltschaft zukommen lassen. "Die Broschüre ist auch auf der FPÖ-Homepage abrufbar. Daher haben wir darauf hingewiesen, dass zum Verdacht der Verhetzung auch jener eines Mediendelikts dazukommen könnte", erläutert Grünen-Sprecher Patrick Volf. Konkret wird eine gerichtliche Löschung des Links angeregt. (Irene Brickner, DER STANDARD, Printausgabe, 28.9.2010)