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Die vier Jugendlichen auf der Anklagebank.

Foto: APA/rubra

Wels - Unter großem Medien-, aber nur mäßigem Publikumsinteresse hat am Freitag der Wiederbetätigungs-Prozess gegen vier Jugendliche begonnen, die an einer Störaktion während der Gedenkfeier im ehemaligen KZ Ebensee (Oberösterreich) im Mai vergangenen Jahres beteiligt gewesen sein sollen. Einer entschuldigte sich später schriftlich dafür. Den Burschen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Angeklagter: "Ich wollte Aufmerksamkeit auf mich ziehen"

Der Hauptangeklagte, der heute 18 Jahre alt ist, bekannte sich schuldig. Er habe sich mit seinen Freunden in der Stollenanlage getroffen, man habe Softball-Spiele veranstalten wollen. Der Bursch betonte, er habe keinen Tarnanzug getragen, nur dunkle Kleidung, Stiefel und eine Sturmhaube - "zum Selbstschutz". Er sei nämlich schon einmal von einer Softgun am Auge getroffen worden.

Sie hätten sich zunächst gegenseitig beschossen, berichtete der Angeklagte. Dann habe er plötzlich geschrien: "Blood & Honour", "Die Stollen gehören uns", "Heil Hitler" und "Sieg Heil, ihr Schweine". Er habe "nicht nachgedacht", begründete er sein Verhalten. Der Bursch berichtete, er sei dann im Stechschritt herummarschiert. "Ich wollte Aufmerksamkeit auf mich ziehen", es sollte ein Spaß sein." Plötzlich hätten sie alle in dieselbe Richtung geschossen. Wer als erster geschossen habe, wisse er nicht mehr.

"Keine politische Einstellung"

Er habe keine politische Einstellung, so der Beschuldigte auf die Frage des Richters. Er habe mit der FPÖ sympathisiert, als rechtsextrem sehe er sich nicht. Das Dritte Reich sei schon immer wieder Gesprächsthema gewesen, räumte er ein. Zu Adolf Hitler sagte er: "Das meiste, was er gemacht hat, war falsch." Er habe damals (vor dem Zwischenfall in Ebensee, Anm.) mehr Interesse an Geschichte gehabt als heute, sie sei für ihn "faszinierend" gewesen.

Zu den Musikdateien, die auf seinem Handy gefunden wurden, meinte der Angeklagte: "Den Text versteht man nicht, die grölen ja nur." Er habe sich die Musik im Internet heruntergeladen. Ob er eine SMS mit dem Inhalt "Sieg Heil" verschickt habe, wie die Anklage sagt, wisse er nicht mehr. Bilder von NS-Runen, Hakenkreuzen etc. habe er "aus Geschichtsbüchern ausgeschnitten". 

Jüngster Angeklagter bekennt sich nicht schuldig

Der jüngste Angeklagte, der zum Tatzeitpunkt 14 Jahre alt war, bekannte sich nicht schuldig im Sinne der Anklage. Er habe keine Nazi-Parolen geschrien und keinen Hitlergruß getätigt, wohl aber mit einer Softgun geschossen. "Wir wollten die Leute erschrecken", aber "nicht die Gedenkfeier stören", sagte er vor Gericht. Er sprach mehrmals vom "Reiz des Verbotenen".

Als der Hauptangeklagte im Stechschritt marschiert sei und Nazi-Parolen skandiert habe, habe er zu ihm gesagt: "Hör auf mit dem Scheiß!" Der andere habe aber nicht aufgehört. Er habe sich schon gefragt, was er hier mache, so der heute 15-Jährige. Er habe die Stollenanlage nicht verlassen, weil er dann bei den Besuchern vorbeigehen hätte müsse. Das habe er sich nicht getraut, erklärte er auf die Frage des Richters, wieso er beim Schießen mitgemacht habe.

"Latent ausländerfeindlich, aber ebenfalls keine politische Einstellung"

Er bezeichnete sich selbst als latent ausländerfeindlich, habe aber keine politische Einstellung. Die NS-Musik, die laut Anklage auf seinem Handy gefunden wurde, habe er sich heruntergeladen, aber nur Weniges angehört. "Es hat mir nicht gefallen." Eine SMS mit dem Text "Heil Hitler zu seinem 120. Geburtstag. Schicke diese SMS an alle nationaltreuen Freunde", die er laut Handy-Auswertung von einem anderen Angeklagten bekommen haben soll, habe er an seine Freundin weitergeschickt.

Mit Hilfe seiner Bewährungshelferin habe er einen Brief an das französische Opfer geschickt, berichtete der Bursch. Das Schreiben wurde vom Richter verlesen. Darin hieß es, die Aktion sei ein "sehr großer Fehler" gewesen. "Ich bereue mein Verhalten sehr", sagte der Beschuldigte.

Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt

Dem Vernehmen nach will die Verteidigung den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragen. Das dürfte viele Kiebitze davon abgehalten haben, ins Landesgericht zu kommen. Der Schwurgerichtssaal war nur halb voll. Fotografen versuchten, vor der Verhandlung noch Bilder zu schießen, während die Angeklagten bereits still auf ihren Stühlen saßen und auf den Beginn warten. Ein Urteil wird heute, Freitag, noch nicht erwartet.

(APA)